von Tina Wirtz, 21.12.2012, 20:31 Uhr (Zwote Dekade, 1/2)
Die Tage sind kürzer, es wird früh dunkel. Eigentlich sollte uns das freuen, denn wenn es dunkel ist, sieht man das ganze Elend nicht mehr: die nervtötende Euro-Krise, hohe Staatsverschuldung, Angst vor Rezession, der demographische Wandel, drohende Altersarmut, fehlende Kita-Plätze, das total bescheuerte Betreuungsgeld, die unsägliche Praxisgebühr, die – völlig überraschend – sauteure Energiewende, die verlogene Atommüll-Endlagersuche, explodierende Benzinpreise etc.
Längst sind alle Utopien verschlissen, die Zukunft ist kaum anders denkbar denn als heilloser Schlamassel, was nicht zuletzt an der Gegenwart liegt, die die Menschen total überfordert. Immer geht es nur um Zahlen bzw. darum, wer zahlt. Wobei die sogenannten „Rezepte“ der Regierung für oder gegen jedes Problem immer leicht und praktisch anmuten wie eine Dr.-Oetker-Backmischung: „Man nehme…“, natürlich vorzugsweise vom Volk.
Doch „zahlen“ kommt schließlich von „erzählen“, und was wäre in der düsteren Jahreszeit naheliegender, als von Dir zu erzählen?
(Illu: Georg Frost)
Von Dir, die Du so allgegenwärtig bist in unserem Alltag. Die nicht selten über Wohl und Wehe entscheidet, über Gewinn oder Verlust, über Freude und Leid.
Obwohl Du so klein und, ja, man kann sagen, eigentlich wertlos bist, hast Du enormes Gewicht und sehr viel Macht, je nach dem, wo Du stehst, bzw. für was Du stehst und welche Farbe Du trägst. Dafür wirst Du gefürchtet, geliebt oder gehasst. Und niemand will sein wie Du, niemand will genannt werden wie Du und schon gar nicht mit Dir verglichen werden.
Dabei kommst Du fast niedlich daher, putzig, weich und rundlich, ohne Ecken und Kanten. Niemand, so meint man, kann sich an Dir stoßen, sich gar verletzen.
Aber das täuscht. Dein Wesen ist wandelbar und unberechenbar, Du wirkst offen, bist aber total verschlossen. Blitzschnell kannst Du alles zerstören oder für Jubel sorgen. Du kannst ein Leben verändern, im positiven wie im negativen Sinn, nur durch einen Schritt weiter nach rechts oder nach links, bzw. allein durch Deine An- respektive Abwesenheit.
Man möchte Dir ja nichts Böses unterstellen, aber ein hinterlistiges Biest bist Du schon, Du, Null.
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Diesen und weitere Beiträge finden Sie in Lichtwolf Nr. 40 (Titelthema: „Zahlen, Ziffern und Nummern“) – erhältlich hier im Einkaufszentrum.
Lichtwolf Nr. 40 („Zahlen, Ziffern und Nummern“)
Grundrechnen, Zählen und Bezahltwerden, Schulnoten sowie die 16 besten Zahlen zwischen 0 und 9 plus unendlich werden in diesem 90-seitigen DIN-A4-Paperback durchdacht, außerdem Bergwerksdichtung sowie Roman vs. Kurzgeschichte.
Details /
Bestellung Inhaltsverzeichnis
- Einleitung ins Titelthema: Zahlen, Ziffern und Nummern
- Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Zahlen, Ziffern und Nummern“
- Weißt du, wie viel Sternlein stehen
- Wer zahlt, Du zahlst, Erzählung
- Referenzpunkte im Chaos
- Kein Anschluss unter dieser Nummer
- Zählbarkeit statt Subjektivität und Existenzerfahrung
- Der Lichtwelpe: Zinsgewinne
- „Eigentlich wollte ich was mit Buchstaben machen“
- Ökologische Lehrfabel
- Subtraktion statt Subversion
- Kolchosmose in Stützistan
- Ausgegründetes Sonett mit Bedarfsgemeinschaft
- Es hartzt so hartz
- Notennot
- Zahlen, bitte!
- Was ein Wort ist
- Bewusstsein binärer Beliebigkeit
- Im Plattenladen
- Das Geheimnis der Schönheit
- Die besten Zahlen zwischen 0 und 10
- Das Dezimalsystem – Segen oder Fluch?
- Das Gerede vom Herbst 2012
- Kurz & Klein 40
- Pro Domo et Mundo 40
- Wo kein Professor zu Handen, …
- Wann hört man auf zu fragen?
- Zur Verteidigung des Romans