Uchronie als historisch-reflexive Methode
Johannes Dillinger hat ein Buch über „Uchronie“ („Nichtzeit“) geschrieben und beschäftigt sich bei Telepolis mit dem Hang zum kontrafaktischen „Was wäre, wenn“. Das Spekulieren über alternativen Vergangenheiten ist ein altes und – außer bei Marxisten – beliebtes Gedankenspiel, wie er an diversen faszinierenden Beispielen zeigt. (06.10.19)
Per Leo war Mitautor des Buchs „Mit Rechten reden“ und ärgert sich in der ZEIT erstmal darüber, mit dem Titel eine Phrase geschaffen zu haben, die die eigentliche Frage verdeckt, nämlich: Wie geht man klug mit Rechtspopulisten um? Dazu nimmt er sich drei Bonmots von Marx, Böckenförde und Sun Tzu vor. (08.10.19)
Bücher
Kurz vor Beginn der Buchmesse scheint die Krisenstimmung bei Verlagen und im Handel vorbei zu sein, wie die FAZ meldet. +++ Braucht es eine Architekturethik? Martin Düchs hat „50 + 1 Architektonische Gewissensfragen“ aufgeschrieben und die SZ empfiehlt es nicht nur denen, die auf dem Bau arbeiten. +++ Die taz stellt Jochen Schimmangs Erzählband „Adorno wohnt hier nicht mehr“ vor, in dem der Philosoph stets präsent, aber im Hintergrund bleibt. +++ Reichlich kommentierte Fragmente aus Marcel Prousts Nachlass werden im Freitag gefeiert und die NZZ fragt, ob deren Inhalt Proust zu pikant für die Veröffentlichung war. +++ Die SZ bespricht zwei Neuerscheinungen von Jostein Gaarder und Martin Simons, die sich beide mit der Endlichkeit und dem Tod beschäftigen. +++ Robert Harris hat einen Mittelalter-Roman geschrieben, der 800 Jahre nach dem Zusammenbruch unserer Moderne spielt, und die WELT stellt das Buch vor. +++ Die NZZ rezensiert Volker Reinhardts opulente „Kulturgeschichte Italiens“. +++ Wage es! Spektrum empfiehlt Charles Pépins Buch darüber, wie Selbstvertrauen entsteht und wie wichtig es ist. +++ Der edierte Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Dolf Sternberger lehrt vor allem letzteren wieder mehr zu würdigen, wie die FAZ findet. +++ Hanna Ketterer und Karina Becker haben soziologische Beiträge zur Debatte um die Krise der Demokratie versammelt. Der Band wird von Spektrum vor allem linken Akademikerinnen empfohlen. +++ Der Standard stellt sechs Bücher zu dem vor, was der Gesellschaft gerade fehlt: Solidarität, Wertschätzung und Sozialdemokratie.
Bild und Ton
Sigourney Weaver wurde dieser Tage 70 und vor allem für ihre Rolle als Ellen Ripley gefeiert – u.a. von der NZZ und von Dietmar Dath in der FAZ. Wie Technik, Mutterschaft und Revolte in der Alien-Filmreihe inszeniert sind, erfuhren Sie in LW66. Und noch ein Geburtstag: Zum 50. der Monty Pythons hat die SZ sehr schön 50 Fragen mit Antworten zusammengestellt.
Damit Sie auf der Buchmesse mitreden können, kommt im DLF heute Abend die Lange Nacht der norwegischen Literatur. Bei Essay und Diskurs geht es morgen um Kulturkritik in digitalen Zeiten und Claude Lévi-Strauss ist der Schwerpunkt bei Sein und Streit. Im Philosophischen Radio des WDR 5 diskutieren die Psychotherapeutin Verena Kast und der Kulturwissenschaftler Thomas Macho über das Trauern.
Berichte aus der Akademie
Die FR beschreibt, wie Erstsemester an der Uni Frankfurt begrüßt werden, und stellt einige von ihnen vor. +++ Freitags statt zur Schule auf eine Klimaschutz-Demo zu gehen ist politische Bildung und sollte von den Lehrkräften genauso genutzt werden, wie im FAZ-Blogseminar erklärt wird. +++ Der digitale Kapitalismus hat einen gewaltigen, aber unsichtbaren ökologischen Fußabdruck, wie Adrian Lobe in der SZ erklärt und zu mehr Kopfrechnen rät. +++ Das Institut für Ethik in der Künstlichen Intelligenz an der TU München wird von Facebook finanziert, was Vor- und Nachteile hat, die in der SZ abgewogen werden. +++ Der Sprachwissenschaftler Jürgen Handke hat schon mit humanoiden Robotern in seinen Veranstaltungen gearbeitet und erklärt in der FAZ, wie die Digitalisierung einige Probleme der Hochschullehre lösen wird. +++ Lügen macht blind für die Gefühle anderer, sagt eine Studie, sagt Spektrum.
Die Unordnung der Dinge
Brexit und Trump verursachen bereits psychische Krankheitsbilder wie die „Trump Anxiety Disorder“ (TAD), so ist in der SZ zu lesen. +++ Verbale Gewalt mündet in physische Gewalt, wie zuletzt in Halle. George Monbiot erklärt im Freitag, warum sich „das unappetitliche Gemenge aus Bedrohungen und Stress im öffentlichen Raum von selbst am Leben hält“ und wie Rechtspopulisten sich das zu Nutze machen. Veronika Kracher wiederum hat sich mit den Äußerungen des Attentäters von Halle beschäftigt, damit Sie es nicht tun müssen, und schreibt im Tagesspiegel über die Erbärmlichkeit und Verspieltheit toxischer Männlichkeit.
Trotz Philosophie
Im Tagesspiegel wird über die Pflicht zur Organspende debattiert. Klaus Steigleder argumentiert dafür, in ihr eine „moralische Hilfspflicht“ zu sehen. +++ Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist ein Klassiker der Philosophie und Matthias Warkus fragt in seiner Spektrum-Kolumne nach dem Sinn von „Sinn“.