Links der Woche, rechts der Welt 42/19

Wir Klimagläubigen

Letzte Woche sorgte „Extinction Rebellion“ (XR) mit Straßenblockaden für Aufsehen. Die Gruppe, die radikalen Klimaschutz fordert, erinnert Peter Nowak an die Untergangspropheten des Mittelalters. Für Telepolis fasst er die Kritik an XR zusammen, erklärt den Unterschied zwischen Glauben und Wissen und warum die Linke langsam mal aus dem Quark kommen sollte. (10.10.19)

 

Wer schreibt meinen Text?

Daniel Schreiber setzt sich in der ZEIT mit den langen verpönten Subjektivität von Autoren auseinander, die die erste Person Singular verwenden, wie es derzeit en vogue ist. Dabei fragt er mit Lyotard nach den Ursachen und Bedingungen dieser Renaissance der Autofiktion. (15.10.19)

 

Manias Zeitalter bricht an

Nichts fürchten alte, weiße Männer so sehr wie kluge, junge Frauen. Georg Seeßlen ordnet im Freitag Greta Thunberg in den ICD-10-Katalog sowie die Mythen- und Märchenwelt ein, die sich bislang ganz patriarchal auf Göttinnen und hilfsbedürftige Opfer kaprizierte. (16.10.19)

 

Vollversammlung für Klimaschutz

Freitags sind schon so einige Gruppen for Future unterwegs. Stefanie Rueß portraitiert für das FAZ-Blogseminar die „Students for Future“, die bislang eher zurückhaltend auftraten, sich interdisziplinär vernetzen und besondere Aktionsformen erproben. (18.10.19)

(Photo: StockSnap, pixabay.com, CC0)

Bücher

Lange hat es gedauert, bis der Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Dolf Sternberger ediert wurde, und die NZZ findet besonders interessant, wie sie gemeinsam über das Nachkriegsdeutschland nachdenken. +++ Stuart Jeffries beschreibt in „Grand Hotel Abgrund“ die Frankfurter Schule und was sie uns heute noch zu sagen hätte, nur gefällt der SZ der gruppenbiographische Teil besser. +++ Michael Kühnlein hat 100 Politiker*innen um Auskunft gebeten, was „konservativ“ für sie bedeutet, und der Freitag findet das angenehmer als jede Talkshow zum Thema.

 

Bild und Ton

Auf der Buchmesse wird viel geredet und aufgezeichnet und das als Podcast ins Netz gestellt. So unterhält sich die SZ mit Richard David Precht darüber, was er von seinen Kindern gelernt hat, derweil spricht die FAZ u.a. mit Armin Nassehi über seine Theorie der digitalen Gesellschaft.

Die SZ freut sich, dass Thomas Pikettys 800-Seiten-Wälzer „Das Kapital im 21. Jahrhundert“ als ein Bilderrausch der sozialen Ungerechtigkeit verfilmt worden ist.

Im Philosophischen Radio des WDR 5 geht es diesmal mit Klaus Mainzer um Alan Turing. Die Lange Nacht über das Verhältnis von Franzosen und Deutschen kommt heute Abend im DLF, wo morgen in Essay und Diskurs gefragt wird, wozu es mit Internet eigentlich noch Bibliotheken braucht. Sein und Streit kommt morgen live von der Buchmesse, zu Gast ist u.a. Dieter Thomä, wahrscheinlich geht es um Bücher.

 

Berichte aus der Akademie

Soziale Ungleichheit ist menschheitsgeschichtlich ein alter Hut, wie archäologische Funde nahelegen, über die die SZ berichtet. +++ Neben Kleinkindern, Hunden und anderem Viehzeug sind wohl auch Putzerfische in der Lage, sich selbst in Spiegel zu erkennen, und Telepolis fragt mit Hegel und Lacan, was das bedeutet. +++ Wissenschaftsverlage verkaufen Unis für gutes Geld die Fachzeitschriften, in denen öffentlich finanzierte Forscherinnen publizieren, und die FAZ fasst den wachsenden akademischen Unmut darüber zusammen.

 

Die Unordnung der Dinge

FCUK: Die NZZ empfiehlt, sich die US-Politik zum Vorbild zu nehmen und mehr wie ein Rohrspatz zu fluchen und zu schimpfen. +++ Guillaume Paoli wiederum empfiehlt im Freitag, sich keine allzu großen Hoffnungen auf Klimaschutz zu machen, solange der Ernst der Lage nicht bis zu den Schaltstellen der Macht durchgedrungen ist. +++ Marcel Fratzscher gibt in seinem ZEIT-Kommentar einen Tipp, wie man denen, die die individuelle Freiheit gegen den Klimaschutz verteidigen zu meinen, argumentativ beikommt. +++ Die Psychologin Eva Walther hat die AfD und ihre Wähler auf die Couch gelegt und erklärt im taz-Interview, wie mit ihren Meisen umzugehen wäre. +++ Ist das Internet schuld am Rechtspopulismus? Der Freitag ist bei aller Ernüchterung skeptisch.

 

Trotz Philosophie

Norwegen ist bekanntlich Gastland der diesjährigen Buchmesse und weist gerne auf den berühmten Einwanderer Ludwig Wittgenstein hin. Die SZ hat sich im Sognefjord umgesehen, was aus Wittgensteins Hütte geworden ist, und der Standard stellt Marianne Heske vor, die „Wittgensteins Boot“ (oder auch nicht) in Frankfurt zeigt. Die Wahrheitsseite in der taz dagegen raunt von der Rückkehr der Trolle, einer langen unterdrückten Minderheit Norwegens. +++ Wuppertal bereitet sich auf das Engels-Jahr 2020 mit über 100 Veranstaltungen vor, wie die WELT meldet. +++ 68 Todesarten, das Ende der Menschheit, die Geschichte der Körperzerteilung, die Tode Gottes und des Autors sowie Adorno, Ingeborg Bachmann und Delphine gibt es neben vielen anderem Schöngedachten im aktuellen Lichtwolf.

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