Links der Woche, rechts der Welt 03/21

Denken, Stimmung, Leben

Inwiefern Wittgensteins persönliche Lebens- und Leidensgeschichte seine Sprachphilosophie prägte, das beschäftigt Christian Schneider in seinem in der taz vorgestellten Buch „Der sprachlose Philosoph“. Über Heidegger und die faschistische Konsequenz der Philosophie denkt Johannes Schillo bei Telepolis nach – mit einer Prise Polemik gegen die unübersehbaren Versuche, unterm heideggerschen Geraune grün-braune Tendenzen metaphysisch zu adeln. (siehe dazu auch Schillos Text im Untergrund-Blättle.)

Apropos: Der Standard stellt einige Bücher zur Angst vor, der Grundstimmung nicht nur in der Pandemie, darunter natürlich auch „Sein und Zeit“. Und die Langeweile? Ihr widmet sich Martin Hecht bei Spektrum und hat einige Tipps parat, wie mit dem außerhalb der Philosophie untererforschten Phänomen sinnvoll umzugehen ist.

(Photo: christels, Christel SAGNIEZ, pixabay.com, CC0)

Peter Sloterdijk dagegen geht es in seinem neuen Buch vor allem um die Medien, die Botschaften zwischen Mensch und Götterhimmel vermitteln, wie die taz in ihrer Rezension erklärt. Der DLF wiederholt heute Abend die Lange Nacht der Manifeste. und morgen früh den Radioessay von Miriam Zeh über neues Engagement in der Literatur.

 

Was Corona fragt

Alltagsmasken machen den Gesichtsverlust zum Alltag: Philipp Rhensius denkt in der taz mit Deleuze und Guattari über das menschliche Antlitz und seine Wahrnehmung im Zeitalter der Verhüllung nach. Die SZ empfiehlt dagegen die Re-Lektüre von John Rawls‘ neuaufgelegtem Essay „Gerechtigkeit als Fairness“, der gerade bei Rechtsgüterabwägungen in der Pandemie leicht lesbaren Rat gibt. Matthias Warkus geht in seiner Spektrum-Kolumne der konkreten Gerechtigkeitsfrage nach, die die weltweite Verteilung von Corona-Impfstoffen stellt. Über den alten Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit unterhalten sich Christoph Quarch und Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio des WDR 5.

 

Nationalität und Feindschaft

Nach dem Brexit wird es niemandem besser gehen, trotzdem steht ein großer Teil der Briten weiter hinter dem EU-Austritt. Deren höchst unterschiedliche Motive hat eine Studie untersucht, die in der FAZ vorgestellt wird. Die Universitäten sind ein Mittel zur Überwindung von Nationalismus und zur Herstellung einer Weltgesellschaft, so eine institutionssoziologische Analyse, von der ebenfalls die FAZ berichtet.

Zur anstehenden Amtseinführung des neuen US-Präsidenten resümiert Johanna Roth in der ZEIT den Zustand dieses demokratischen Rituals nach Trump und was es mit Erlösung zu tun hat. Über Frauenhass und toxische Männlichkeit als Kitt der Neuen Rechten hat Susanne Kaiser ein Buch geschrieben, das im Freitag rezensiert wird.

Ob man in Zeiten der verschwörungsgläubigen Querfront noch von einer Rechts-Links-Polarität sprechen kann, ist Thema von Stephan Trübys Buch, aus dem Telepolis einen Auszug bringt, in dem es u.a. um das Achsenmodell nach Chantal Mouffe und Slavoj Žižek geht.

 

Mensch und Tier

Wolf und Mensch sind sich unglaublich nahe (und sollten es sein), wie Helmut Höge in der taz mit einer kleinen Natur- und Literaturgeschichte der Wolfswesen zeigt. In der FAZ erklärt Caroline Jebens, warum Art Spiegelmans Comic „Maus“ Schullektüre sein sollte – nämlich weil es eine so heikle Angelegenheit ist, den Holocaust darzustellen.

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