Links der Woche, rechts der Welt 04/21

Fragen von Staat und Klasse

Wenn alles gut geht, kriegen wir im Alltag nichts vom Staat mit, schreibt Gero von Randow in der ZEIT, weshalb viele einen Schreck kriegen, wenn er sich in der Krise bemerkbar macht. Was heißt es dann, dass wir alle der Staat sind?

Trump ist weg, der Trumpismus wird bleiben, wie Kai Müller im Tagesspiegel unisono mit anderen Kommentatorinnen schreibt und auf die sozialen und ideologischen Grundlagen eingeht, die diese Bewegung zu einer Eigentümlichkeit der USA machen. Auch Michael Sandel verknüpft Rechtspopulismus mit der US-Bildungsaristokratie und die taz rät zur Lektüre seines Buchs, um die emotionalen Grundlagen des Trumpismus zu verstehen. Georg Seeßlen kommentiert in der taz den Kleinbürger in uns allen, dem jetzt auch noch der Trostpreis der kulturellen Hegemonie abhanden zu kommen droht.

Der DLF wiederholt aus Gründen morgen früh Torsten Körners Radioessay über das Zeitalter der rechtspopulistischen Polit-Clowns. Die Köstumierungen beim Sturm auf das Kapitol in Washington vor gut zwei Wochen führte auch vor Augen, wie nonchalant sich die Neue Rechte poststrukturalistischer Medientheorien und linker Protestkultur bedient, so ist im Freitag zu lesen. Über toxische Männlichkeit als Kitt und Treibstoff neurechter Netzwerke hat Susanne Kaiser ein Buch geschrieben, das in der FAZ rezensiert wird.

 

Sachen schreiben

Richard J. Bernsteins „Denkerin der Stunde“ wird vom Tagesspiegel als Einführung in die politische Theorie Hannah Arendts empfohlen. Hans-Martin Schönherr-Manns kompakte Nietzsche-Einführung wird bei Spektrum noch kompakter vorgestellt. Die SZ freut sich über die Neuausgabe von Voltaires philosophischem Wörterbuch und zeigt dessen Eleganz anhand einiger ausgewählter Einträge. Die FAZ geht derweil näher darauf ein, warum die Pariser Voltaire-Statue seit einigen Monaten verschwunden ist.

(Photo: korpiri, pixabay.com, CC0)

Thomas Wagner hat ein Buch über die seltsame Brieffreundschaft zwischen dem Dichter und Holocaust-Überlebenden Erich Fried und dem Neonazi Michael Kühnen geschrieben, und die SZ ist baff.

Auch nicht lustig: Harry Nutt fragt in der FR, warum Satirikern neuerdings öfter ein Shitstorm droht, und vergleicht die heutige prekäre Humorlage mit den seligen Zeiten von Wolfgang Neuss. Über das damalige Verhältnis zwischen Medien und Intellektuellen hat Axel Schildt eine vielbeachtete Studie verfasst, die nun auch in der NZZ besprochen wird.

Im Standard erklärt ein anonymer Ghostwriter, der für andere gegen Geld ihre akademischen Arbeiten verfasst, wer seine Kunden waren und was er dabei über das System gelernt hat.

 

Gefahren gefahren

Die Aussichten, eine künstliche Superintelligenz kontrollieren zu können, sind schlecht, wie eine Studie zeigt, über die der Standard berichtet. Die FR stellt Hans Mondermans stadtplanerisches Konzept des „Shared Space“ vor, mit dem der Bürgerkrieg auf den Straßen befriedet werden könnte – wenn man denn wollte.

Über Verzicht und Askese unterhalten sich Otfried Höffe und Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio des WDR 5.

Auf die Idee, dass sich Kontinente ständig bewegen, muss man erstmal kommen, weshalb der DLF zu Recht heute eine Lange Nacht über den Klima- und Polarforscher Alfred Wegener bringt. Und in der SZ erfahren wir endlich, warum (manche) Katzen total verrückt nach Katzenminze sind: Rausch und Insektenschutz! (Warum gibt es keine praktischen Drogen für Menschen?!)

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