Links der Woche, rechts der Welt 21/19

Politische Bildung von außen

Deutschland hat aus Weimar gelernt und die Erziehung zum demokratischen Staatsbürger zur Schulaufgabe gemacht, wie Oliver Weber im FAZ-Blogseminar schreibt. Dennoch kommt politische Bildung kaum in Lehrplänen vor, weshalb gerne Projekttage wie die von Thomas Thielen gebucht werden. (25.04.19)

 

Was die Germanistik bringt

Die doofe Frage, was man damit machen kann, wird allen Geisteswissenschaftlern gestellt, und Astrid Herbold zeigt bei ZEIT Campus am Beispiel der Germanistik, welche negativen gesellschaftlichen Folgen diese Geringschätzung haben kann und wie sich das Fach gegen seine vermeintliche Irrelevanz wehrt. (15.05.19)

 

Das wird man ja wohl noch diskutieren dürfen

Milosz Matuschek darf in der NZZ ausgiebig vom „Intellectual Dark Web“ schwärmen, wo durch „Häretiker“ und „Nonkonformisten“ jenseits des „Mainstream“ Intellektualität wieder „sexy“ gemacht und „die Fehlentwicklung des egalitär-relativistischen Postmodernismus begradigt“ wird. (16.05.19)

 

Was heißt denn „soziale Marktwirtschaft“?

Der Juso-Vorsitzende Kevin Kühnert sorgte mit seiner Rede vom „demokratischen Sozialismus“ für eine nervöse Debatte. In der ZEIT bemerkt Nils Markwardt, dass die antikommunistischen Abwehrreflexe einige Fragen über das tatsächliche Verhältnis von Markt und Staat im Neoliberalismus aufwerfen. (21.05.19)

 

Was die Kaffeemaschine nie ahnt

Eduard Kaeser macht sich anscheinend keine Sorgen, irgendwann als menschliches Haustier Künstlicher Intelligenz zu enden. Bei Spektrum zeigt er am Beispiel der intelligenten Kaffeemaschine, dass es implizites Wissen gibt, das sich nie algorithmisch nachbilden lassen oder durch maschinelles Lernen ergeben wird. (21.05.19)

 

Keine Altersmilde für den Kapitalismus

Für die NZZ haben sich Lucien Scherrer und Marc Tribelhorn mit dem unbeirrbaren Berufsrevolutionär Jean Ziegler (85) getroffen, der von dem konservativen Blatt bis neulich als Nestbeschmutzer diffamiert wurde und nun mit seinen Vertretern bei Wein und Gebäck über den Kapitalismus zankt. (21.05.19)

 

Der Räubertrick aus dem Knast

Vor 200 Jahren wurde Queen Victoria geboren und brachte als junge Regentin der sozialen Frage noch einiges Interesse entgegen, wie Theodor Kissel bei Spektrum schreibt. Der Gegensatz zwischen Arm und Reich barg erheblichen sozialen Sprengstoff, der sich u.a. in einer „Epidemie“ des Straßenraubs entlud, dessen Methoden vom Zuchtmeister übernommen wurden. (25.05.19)

Bücher
(Photo: ninocare, Nino Carè, pixabay.com, CC0)

Bücher

Ein Buch mit dem Titel „Philosophie des Orgasmus“ muss ja ein Bestseller werden, wäre es nicht tatsächlich philosophisch: Die ZEIT stellt Claus-Steffen Mahnkopfs Buch über weibliche Sexualität, Zwecklosigkeit und Weltgesellschaft vor. +++ Die NZZ ist begeistert von Bettina Stangneths Buch über Moral und Ästhetik mit dem doppeldeutigen Titel „Hässliches Sehen“. +++ Ganz kurz rezensiert Spektrum Joel Whitebooks Buch über Sigmund Freud, seine Mama und die dunkle Aufklärung. +++ Die NZZ widerspricht der kulturpessimistischen These von Maryanne Wolfs Buch, wonach die Gesellschaft verroht, wenn immer weniger Bücher gelesen werden.

 

Radio

Letzten Sonntag erklärten Markus Metz und Georg Seeßlen bei Essay und Diskurs im DLF, wie wichtig das Vertrauen für den Markt ist und wie es durch kreative Preisgestaltung zerstört wird. Morgen geht es ebd. um Diktatur und Alltag in der DDR in einem Vortrag von Mary Fulbrook. Die Lange Nacht im DLF widmet sich zuletzt Ostpreußen und Königsberg, heute Abend ist Joseph Haydn dran. Im Philosophischen Radio des WDR 5 unterhalten sich Michael Pauen und Jürgen Wiebicke über soziale Intelligenz und die Demokratie in der Krise.

 

Aus den Wissenschaften

Zwar machen bei den „Fridays for Future“ kaum Hochschülerinnen mit, dennoch ist der Klimaschutz an den Unis ein großes Thema, wie die FAZ beobachtet. +++ Die SZ bringt wiederum den von zahlreichen Intellektuellen und Wissenschaftlerinnen unterzeichneten Aufruf, die „Fridays for Future“ zu unterstützen und eine wirkungsvolle Klimapolitik einzufordern. +++ Anlässlich des Mozartfests in Würzburg blickt die FAZ auf Mozarts musikalisches Genie und seinen Einfluss auf Literatur und Philosophie der Romantik. +++ Es gibt Studiengänge wie Zukunfts-Design, Körperpflege und Renaissance-Studien – und die SZ hat die dortigen Studis gefragt, was man damit machen kann.

 

Die Unordnung der Dinge

Gunter Dueck meditiert in seinem Scilog über die Gegenwart zwischen Hypo- und Hyperkognition. +++ Dass Privilegierte und Vermögende sich maßlos selbstüberschätzen, ist ein für sie vorteilhaftes Vorurteil, das von einer Studie belegt wurde, wie Telepolis meldet. +++ Die ZEIT unterhält sich mit dem Philosophen Angelo Bolaffi, der für die italienischen Sozialdemokraten im Europa-Wahlkampf antritt. +++ Die WELT bringt einen Buchauszug von Dietmar Bittrich, der launige Strategien (u.a. von Ernst Bloch) verrät, wie man im Zug ein Abteil ganz für sich alleine behält. +++ Letzte Woche ist Wiglaf Droste verstorben, dem u.a. Ambros Waibel in der taz einen schönen Nachruf widmet, während die Titanic Drostes furiose Dokumentation eines Volksmusikfests von 1991 hervorgeholt hat.

 

Trotz Philosophie

Im Standard-Interview erklärt Anne Burkard, wie philosophische Bildung Jugendliche gegen Fake News wappnen und zu vernünftiger Skepsis führen kann. +++ Rainer Hank macht in Wirtschaft und darf in der FAZ mit Nietzsche erklären, warum die Grünen genauso schlimm für Europa wie Steve Bannon sind. +++ Der Tagesspiegel gibt eine Übersicht der Intellektuellen, die jenseits von Bernard-Henri Lévy gerade in Frankreich in landestypischer Manier über Europas Zukunft debattieren. +++ Reinhard Jellen unterhält sich bei Telepolis mit Thomas Metscher über den Marxismus als Philosophie, die noch kommt, und im zweiten Teil des Interviews über marxistische Metaphysik. +++ Ratgeberin Susanne Berkenheger gesteht im Freitag ihre Überforderung damit, autonomen Autos bei der Lösung des Trolley-Problems zu helfen. +++ Matthias Warkus stellt in seiner Spektrum-Kolumne Diskussionslinien über die Veränderung vor, die bemerkenswert unklar definiert ist. +++ Der Standard hat einige der absurdesten Wikihow-Tutorials versammelt, darunter wie man duscht oder wie man Philosoph wird.

 

Kommenden Samstag findet – trotz Brand der Rheingoldhalle – die Mainzer Minipressenmesse statt, darum gibt es keine Links der Woche.

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