Links der Woche, rechts der Welt 15/19

Eine vertrauenswürdige Maschine

Lisa Hegemann beschäftigt sich in der ZEIT mit den Empfehlungen einer Ethikkommission zur Künstlichen Intelligenz in der EU. Die KI-Forschung muss demnach einigen Grundprinzipien treu bleiben, die allerdings Kritikern wie Thomas Metzinger noch zu industriefreundlich sind. (08.04.19)

 

Die soziale Ordnung des Wissens

Der Wikipedia geht es nicht gut, wie Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski in der NZZ diagnostizieren. Die Mitarbeiterzahl hat sich halbiert, die Arbeit sich vervielfacht und durch die hierarchische Vereinsmeierei ist die Mitarbeit am Mitmachlexikon insbesondere für Frauen ziemlich unattraktiv geworden. Dabei wäre heutzutage nichts so wichtig wie eine Wikipedia. (11.04.19)

 

Das letzte Hemd ist lieb und teuer

Geiz und Gier gelten außerhalb von Spekulationsblasen eher nicht als Tugenden. Theodor Schaarschmidt beleuchtet in der Spektrum-Reihe über die Todsünden die moralischen, ökonomischen und evolutionären Seiten von Knauserigkeit und Raffgier. (12.04.19)

 

Mut zum „Weiß ich nicht.“

Im Tagesspiegel widmet Katja Demirci dem Grünen-Chef Robert Habeck ein ausführliches Portrait, das insofern philosophisch relevant ist, weil Habeck – für einen Spitzenpolitiker ungewöhnlich – Philosophie studiert hat und Bücher schreibt, in denen es nicht nur um Politik geht. (13.04.19)

(Photo: Kadres, pixabay.com, CC0)

Bücher

Wolfgang Huber war EKD-Ratsvorsitzender und Herausgeber der Werke Dietrich Bonhoeffers, dem er nun eine „theologische“ Biographie gewidmet hat, die in der FAZ vorgestellt wird. +++ 1990 schrieb der Liberale Ralf Dahrendorf an einen polnischen Freund, um ihm Mut für die neue Zeit zu machen, 30 Jahre später schreibt Jan Zielonka an seinen verstorbenen Mentor Dahrendorf über den „Rückzug des liberalen Europa“ – der Freitag stellt das rat- und hilflose Buch vor. +++ Zwar freut sich die FAZ, dass mit Elizabeth Andersons „Private Regierung“ die politische Philosophie endlich den Arbeitsmarkt in den Blick nimmt, andererseits macht sich die Autorin mit allzu sorgloser Begriffsverwendung angreifbarer als nötig. +++ Die SZ freut sich, wie es Bettina Stangneth mit ihrem Buch „Hässliches Sehen“ gelingt, Grundsätzliches zu behandeln und Gelassenheit zu lehren.

 

Aus den Wissenschaften

Die FAZ gibt die Forderungen des Präsidenten des Deutschen Hochschulverbands (DHV), Bernhard Kempen, wieder, wonach der akademische Betrieb endlich vom bildungspolitischen Firlefanz der letzten Jahre befreit werden muss. +++ Der Soziologe Martin Schröder beklagt fundiert die notorische Schwarzmalerei seiner Disziplin, wie die FAZ meldet. +++ Die FAZ berichtet außerdem von einer Tagung über das erstaunlich fruchtbare Verhältnis von Theorie und Übersetzung. +++ Zum 500. Todestag haben Forensiker das Antlitz von Leonardo da Vinci rekonstruiert, wie die SZ meldet. +++ Elio Franzini ist Professor für Philosophie und neuer Rektor der Universität Mailand. Im FAZ-Interview gibt er Auskunft über seinen Führungs- und Lehrstil und die gesellschaftliche Bedeutung von Forschung und Lehre. +++ Neid ist zeitrelativ, wie bei Spektrum über eine Studie zu lesen ist, derzufolge fremdes Glück erträglicher ist, wenn es in der Vergangenheit liegt. +++ Katzen reagieren durchaus auf ihren Namen, wie eine japanische Studie herausgefunden haben will, über die uns die FAZ unterrichtet.

 

Žižek vs. Peterson

Die NZZ freut sich auf ein großes Endspiel zwischen zwei komischen Pop-Philosophen. Zunächst reagiert Martin Rhonheimer auf „Jungautor“ Simon Ingold, der sich vor zwei Wochen in der NZZ über die postintellektuellen Debattenstars mokierte – insbesondere am Beispiel Jordan Petersons, den Rhonheimer gegen den Vorwurf verteidigt, eine rechtsdrehende Krawallschachtel zu sein. Iiiin der linken Ecke mit einem Kampfgewicht von 253 DNB-Einträgen ist Slavoj Žižek, mit dem sich René Scheu u.a. über falsche Feindbilder (Kulturmarxisten, Linksliberale, Feministinnen) und gemeinsame Schlussfolgerungen unterhält. Sodann blickt die NZZ auf die via Social Media geführten Vorgeplänkel des großen Debattenfights zwischen Žižek und Peterson am 19. April in Toronto, dessen 3.000 Eintrittskarten längst ausverkauft sind.

 

Trotz Philosophie

Der Freitag kommentiert das Verfahren gegen die Aktivisten- und Künstlergruppe „Zentrum für Politische Schönheit“ wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung – und was das für Kunstfreiheit bedeutet. +++ Die FR berichtet von einer Diskussion über Zukunft und Ethik der Mobilität, bei der u.a. das Prinzip Verantwortung von Hans Jonas hochgehalten wurde. +++ Der Freitag bringt die kurze Anekdote, wie Carl Friedrich von Weizsäcker einmal Heidegger witzig auf sein Gesabbel hinwies. +++ Der Gesellschafts- und Gegenwartskritiker Hans-Joachim Lenger ist mit 67 Jahren verstorben und die taz würdigt sein unentdecktes Werk in ihrem Nachruf. +++ Wie gleich ist das, was auf beiden Seiten des Gleichheitszeichens steht? Diese philosophisch-mathematische Frage wird im Mathlog gestellt.

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