Links der Woche, rechts der Welt 21/20

Fitter, happier, more productive

Ein sinnloses Leben ist kurz, wie diverse Studien zeigen, auf die Frank Luerweg bei Spektrum verweist. Dabei quillt die Welt fast schon über vor Optionen, wie man dem eigenen Leben Sinn verleihen und so das Optimum aus sich herausholen kann. (17.05.20)

 

Seuchenprävention durch Distinktion

Um ein Gefühl für die kulturellen Folgen des verordneten „Social Distancing“ zu bekommen, empfiehlt Albrecht Koschorke in der ZEIT den Blick ins 18. Jahrhundert. Der damals aufkommende Hygienebegriff war vor allem eine Folge des Aufstiegs der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Sozialmoral. (19.05.20)

 

Allein in der kosmischen Provinz

Das Fermi-Paradox vom ausbleibenden Kontakt mit Aliens bei unzähligen bewohnbaren Welten provoziert seit einem halben Jahrhundert so manchen Lösungsansatz. Caleb Scharf rekapituliert bei Spektrum einige der einschlägigen Ideen und fügt ihr die jüngste hinzu: Wir leben einfach zu weit ab vom Schuss. (20.05.20)

 

Mit Kant gegen Corona

Die Philosophie „gerade in Krisenzeiten“ ist ein beliebtes Thema, weshalb Max Gottschlich in der NZZ einerseits zu Vorsicht und Zurückhaltung rät, andererseits den Auftrag zur Zeitkritik und zur Schärfung der politischen Urteilskraft jenseits des Expertentums ernstgenommen wissen will. (21.05.20)

 

Bücher

Wandern darf und soll man auch in der Pandemie, weshalb der Freitag gleich vier Bücher über das gesunde Denken im Gehen rezensiert. +++ Emanuele Coccia wärmt in „Sinnenleben“ u.a mit Averroes und Cusanus metaphysische Klassiker wie den Universalienstreit auf, was der ganz gegenwärtigen SZ interessant erscheint. +++ Mit der Ästhetik des Hasses (und seiner Kommunikation) beschäftigt sich Daniel Hornuff im neuen Band der Reihe „Digitale Bildkulturen“, der im Freitag vorgestellt wird. +++ Indem er eine Geschichte des Populismus schreibt, versucht Kolja Möller das Phänomen analytisch zu fassen, und Herfried Münkler zeigt sich in der FAZ zufrieden, obwohl ihm zu wenig Horkheimer vorkommt. +++ Die FR empfiehlt Benjamin Maacks Roman über Depressionen: „Wenn das noch geht, kann es nicht so schlimm sein.“ +++ Spektrum hofft, dass der Inidividualpsychologe Alfred Adler durch die von Alexander Kluy verfasste Biographie aus dem Schatten der Psychoanalyse hervortritt. +++ Das Autorenkollektiv Wu Ming erzählt „Geschichte von unten“ und schildert im neuesten Band die Französische Revolution aus der Straßenperspektive, was dem Freitag ebenso gefällt wie Eske Bockelmanns geschichtsphilosophischer Essay über die Durchsetzung von Geld, Markt und Ware.

(Photo: geralt, Gerd Altmann, pixabay.com, CC0)

Radio

Über die Krise der liberalen Demokratie sprechen Andreas Reckwitz und Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio des WDR 5. Lecker wird es heute Abend beim DLF in der Langen Nacht über Wolfram Siebeck. Bei Essay und Diskurs geht es morgen um eine Ethik fürs Anthropozän.

 

Berichte aus der Akademie

Wie ist der durchschnittliche Student so? Die SZ stellt die Ergebnisse einiger Erhebungen vor, die auch so manches Vorurteil über die Fächer bestätigen. +++ In der Psychologie regt sich die Sehnsucht, in der Forschung die ausgetretenen Pfade zu verlassen, wie Spektrum meldet.

 

Die Unordnung der Dinge

Julian Nida-Rümelin erklärt im FR-Interview die Bedeutung von Kommunikation beim Schutz der Demokratie in einer Pandemie. +++ Die ZEIT wiederum unterhält sich mit den Rechtsextremismusforschern Claudia Gatzka und Andreas Audretsch darüber, wie die Debatte um den Infektionsschutz der neuen Rechten (wie der alten) manche (raubkopierte) Steilvorlage liefert. +++ Abermals die FR spricht mit dem Historiker Yuval Noah Harari über die Corona-Krise als epochale Wende womöglich zum digitalen Faschismus. +++ Der neue Bericht der NGO Freedom House, den die FR vorstellt, beobachtet jedenfalls eine weltweite Tendenz zur autoritären Entdemokratisierung – auch in Demokratien. +++ Angesichts des überquellenden Verschwörungsgeraunes platzt Bulgan Molor-Erdene bei Telepolis der Kragen und er fragt polemisch, wo denn die Aufmerksamkeit für diejenigen bleibt, die einfach mal die Fresse halten. +++ Die taz weist auf die Geburt des Verschwörungsglaubens aus dem Geist der Aufklärung und kantischer Skepsis hin, blickt auf die Mythen, die Autokraten über das Corona-Virus verbreiten (z.B. unter Bezug auf den seltsamen Arzt Didier Raoult, den die SZ vorstellt), und unterhält sich mit der Historikerin Hedwig Richter über das Verhältnis zwischen zivilisatorischem Fortschritt und Verschwörungsglauben.

 

Trotz Philosophie

Auch die SZ war in der Braunschweiger Ausstellung über Anton Wilhelm Amo, der als Sklave verschleppt Denker der Voraufklärung wurde. +++ Matthias Warkus erklärt in seiner Spektrum-Kolumne mit John Stuart Mill, warum man auch gefährlichen Blödsinn als Meinungsäußerung zulassen soll. +++ Lars Jaeger nimmt bei Telepolis einen NZZ-Artikel zum Anlass, mit den Mythen aufzuräumen, die libertäre Marktgläubige gern über ihre angeblichen Vordenker verbreiten. +++ Die ZEIT spricht mit Felix Klein über seine Antisemitismus-Vorwürfe gegen Achille Mbembe und die Kritik daran. +++ Wie wäre es mit einem Lichtwolf-Abo?

Schreiben Sie einen Kommentar