Wir haben uns bei allem Umweltbewusstsein einen Plastikkonsum angewöhnt, der die ökologischen Folgen komplett ausblendet, schreibt Vivien Timmler in der SZ. Das dunkle Recycling-Geschäft trägt dazu bei, aber vor allem unsere Bequemlichkeit, mit der Schluss sein muss, wenn es nicht sehr unbequem und teuer werden soll. (24.02.19)
Eine erstaunlich große Zahl von Mitbürgern stirbt ohne jemanden, der sich um ihr Begräbnis kümmert. Bernd Kramer schreibt im Freitag über die Epidemie der Einsamkeit, die nicht nur alte Witwen trifft, und die wissenschaftlichen, persönlichen wie politischen Versuche, ihrer Herr zu werden. (27.02.19)
Diese Woche trafen sich Donald Trump und Kim Jong Un in Hanoi. Bernd Schaefer nimmt den gescheiterten Friedensgipfel zum Anlass, in der ZEIT eine kurze Geschichte der aus Krieg geborenen nordkoreanischen Atomdiktatur und ihrer eigentümlichen Ideologie vorzulegen. (27.02.19)
Die Neuentdeckung der Individualität
Michel Foucault war beinahe schon ein Rockstar der Philosophie, wie Hans Ulrich Gumbrecht in seinem Portrait in der NZZ auch aus eigener Erfahrung schreibt. Mit Frauen und Feminismus konnte er nichts anfangen, mit Diskursen und Herrschaftspraktiken umso mehr. (28.02.19)
Muss es immer die Kernfamilie sein?
Frauen entscheiden sich früh oder spät für oder gegen Kinder – oder schieben die Entscheidung auf, bis die Biologie sie fällt. Caroline Kraft setzt sich in der ZEIT mit diesem Problem auseinander, das für die Frage nach dem guten Leben in Gemeinschaft nicht unerheblich ist. (01.03.19)
Die Menschheit braucht Polizei
In der Unübersichtlichkeit der multipolaren Weltordnung ist die Philosophie bescheiden geworden, meint Thomas Schmid in der WELT und holt zum 50. Todestag seinen Karl Jaspers hervor. Dieser verstand als Erster und Einziger, wie grundsätzlich die Atombombe das Politische verändert. (01.03.19)
Anhand einer Wohnung „voller“ leerer Schuhkartons denkt Paul Jandl in der NZZ über das Sein und das Nichts, die Fülle und die Leere, die Ruhe und den Lärm nach. Sie sind jeweils eng verbunden und nicht per se gut oder schlecht, weshalb sie die Philosophie auch weiterhin auf Trab halten werden. (02.03.19)
Bücher
In seinem neuen, von der FAZ rezensierten Buch geht Jan Assmann u.a. mit Jaspers, Weber und Hegel der allem modernen Denken auf der Welt zugrundeliegenden „Achsenzeit“ auf den Grund. +++ Vor 40 Jahren begann die Gegenwart, so die These von Frank Böschs Buch über die Krisen des Jahrs 1979, das die taz vorstellt. +++ Judith Schalanskys „Verzeichnis einiger Verluste“ ist auch eine Meditation über Endlichkeit und Unwissen, wie die FR fasziniert schreibt. +++ Auch „Alte weiße Männer“ werden über kurz oder lang wohl seltener in Machtpositionen zu finden sein. Sophie Passmann hat ihnen einen klugen Reportagenband gewidmet, der vom Standard begeistert rezensiert wird. +++ Im theorieblog gibt es eine Lesenotiz zu Philip Manows Buch „Die Politische Ökonomie des Populismus“, das aus ungewöhnlicher Perspektive auf das Phänomen blickt. +++ Thomas Görnitz will eine Naturphilosophie verfasst haben, die u.a. alle Rätsel der Quantenphysik mittels des Informationsbegriffs löst, was Michael Springer bei Spektrum nicht ganz überzeugt. +++ In seinem Aisthesis-Blog bespricht Bersarin in zwei Teilen Peter Trawnys ungewöhnliche Heidegger-Biographie: Im ersten Teil geht es um die prägende, auch überwältigende Heidegger-Lektüre an sich, im zweiten Teil um die Art und Weise, wie Trawny Heidegger nach-denkt.
Radio
Über das Verhältnis von Moral und Politik sprechen Bernd Stegemann und Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio des WDR 5. Im DLF kommt heute die Lange Nacht über Stanley Kubrick (Kino im Radio!). Bei Essay und Diskurs beschäftigt sich Ulf Erdmann Ziegler morgen mit dem Kunstmarkt zwischen Gier und Gewissen und mittags geht es bei Sein und Streit u.a. um Empathie, Fortschritt und Gemeinnützigkeit.
Aus den Wissenschaften
Die Wirtschaftswissenschaftler Thomas Ehrmann und Aloys Prinz bieten in der FAZ allerhand ökonomische Erklärungen dafür, warum Absolventen ihres Fachs bessere Berufschancen haben als Physiker. +++ Das Leben folgt mathematischen Regeln und ist mit diesen zu verstehen, wie Florian Freistetter bei Spektrum an einem Beispiel deutlich macht. +++ Jede gerade Zahl größer als 2 ist die Summe zweier Primzahlen: Spektrum portraitiert Christian Goldbach (1690–1764), von dem diese bis heute unbewiesene Vermutung stammt. +++ Horst Bredekamp hat ein Buch über Aby Warburg und die „liberale Ethnologie“ geschrieben; im Freitag-Interview erklärt er die Eigentümlichkeit der Völkerkunde in Deutschland. +++ Im FAZ-Blogseminar geht es kurz um die Frage, ob sich eine Promotion lohnt und woher das Geld dafür kommen soll. +++ Musik zu hören ist wohl nicht gut für die Konzentration, wie eine Studie nahelegt, die Spektrum kurz vorstellt.
Die Unordnung der Dinge
Seit dem Angriff von Gelbwesten auf Alain Finkielkraut ist in Frankreich wieder Antisemitismus Thema. Tania Martini beschäftigt sich in der taz damit, warum sich manche Linke so schwer damit tun, Antisemitismus zu ächten. +++ Der Standard unterhält sich mit dem Macron-Fan Bernard-Henri Lévy über den Stand der Dinge bei unseren französischen Nachbarn. +++ Mittels Push-Nachrichten buhlen Apps um die Aufmerksamkeit der Nutzerin. Die SZ beschreibt, wie das unsere Wahrnehmung verändert. +++ Ontologie in digitalen Zeiten: Adrian Lobe fragt in der SZ, was eigentlich mit den Dingen und Sachverhalten ist, die sich nicht mit Google finden lassen. +++ Angesichts der Wohnungsnot scheint es vermessen, über das gute Wohnen als Teil des guten Lebens nachzudenken, Ludger Schwarte fordert in der ZEIT aber genau das. +++ Opiumsüchtige Papageien machen sich über indische Schlafmohnplantagen her, wie Spektrum berichtet.
Trotz Philosophie
Würde Donald Trump in der Antike als Meister der Rhetorik durchgehen? Melanie Möller greift in der FAZ zu Platon und Sekundärliteratur, um dieser Frage nachzugehen. +++ In LW63 und LW64 hat Sarah Maria Lenk erklärt, was es mit Incels und der NoFap-Bewegung auf sich hat, die sich auf Reddit herumtreiben. Im Youtube-Gespräch mit Herrn Meiern erklärt sie nun, warum Reddit ideal für teilnehmende Beobachtung der Manosphere ist. +++ Die SZ berichtet über eine Streitschrift, die Karl Jaspers 1966 gegen die westdeutsche „Parteienoligarchie“ verfasste und ihm den Argwohn von Reinhard Gehlens BND einbrachte. +++ Die NZZ unterhält sich mit Sebastian Muders über die philosophischen Qualitäten des Fastens. +++ Ist in Platons „Sophistes“ bereits ein Grundelement der Quantenphysik vorweggenommen? Denis Walter stellt in seinem Phisolophie-Blog [sic] die bemerkenswerte Textstelle vor. +++ Alles ist entweder hier oder dort; so banal das ist, so knifflig ist die Frage, ob es sich dabei um eine Wahrheit a priori handelt, wie Matthias Warkus bei Spektrum darstellt. +++ Die SZ verteidigt die viel gescholtenen Sophisten als Lehrmeister der Demokratie und die WELT erklärt das Höhlengleichnis – dem Duktus nach für Doofe, die in Eile sind.