Links der Woche, rechts der Welt 25/21

Wie geht’s – weiter?

Anlässlich seines Buchs über „Corona und andere Weltuntergänge“ erklärt Alexander-Kenneth Nagel im Freitag-Interview, warum wir von der Apokalypse als Ausweg so fasziniert sind.

Meinhard Creydt stellt bei Telepolis die Sinnfrage, und zwar vor allem hinsichtlich der vita activa, um die es in der kapitalistischen Leistungsgesellschaft schlecht bestellt ist. Statt kompensatorischer Kalendersprüche und Helfersyndrom tut Kritik an verarmenden Verhältnissen Not.

Ginge es auch anders statt immer-mehr-vom-Gleichen? Die SZ lobt Urs Stähelis „Soziologie der Entnetzung“ dafür, nicht einem kulturpessimistischen Eskapismus zu frönen, sondern die Dialektik von Beziehungen und Isolation aufzufächern. Über Einsamkeit und Zusammenhalt unterhalten sich Martin Hecht und Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio des WDR 5.

 

Polizei und Sprachpolizei

Anlässlich des jüngsten Einzelfalls rechtsradikaler Polizisten erklärt Daniel Loick im FR-Interview, warum Antirassismustrainings die Institution nicht demokratisieren werden. Vorschlag zur Güte: Heute Abend im DLF die Lange Nacht zum „Polizeiruf 110“ hören.

Schon seit einer Weile gilt der rechtsextreme Antaios Verlag dem Verfassungsschutz als „Verdachtsfall“, wie die SZ meldet. Der Lichtwolf beobachtet Publikationen u.a. aus Schnellroda seit LW73 in der Reihe „Fremde Heere Rechts“.

Nix darf man also mehr ungestraft sagen, wovon auch über die Hälfte der Deutschen überzeugt ist. Johannes Schneider hat in der ZEIT merklich keine Lust mehr, gegen diesen Wahn der veröffentlichten Meinung anzuargumentieren, und untersucht lieber die Fragestellung. Konstantin Nowotny beschäftigt sich im Freitag mit linker Israelsolidarität als deutschem Unikum, das sehr besondere Widersprüche produziert.

 

Um die Welt

Moderne Männerphantasien: Über das „Automobil als Waffe und männliche Selbstwertprothese“ informiert Götz Eisenberg in den Streifzügen, indem er die motorisierten Morde der letzten Jahre auf ihre gesellschaftliche Bedingtheit untersucht.

(Photo: shaniaculter, pixabay.com, CC0)

Im Gespräch mit der taz gibt die Umwelthistorikerin Melanie Arndt Auskunft über die Geschichte der Luft und ihrer Verschmutzung. Nach diversen Jugendromanen legt John Green nun einen Essayband über die Absurditäten des Anthropozäns vor, der der FAZ trotz spürbarer Skepsis einiges mit auf den Weg gibt.

 

Orte und Zeiten

„Utopie“ wörtlich und als Herausforderung des Eigentumsbegriffs genommen: Die taz stellt Dorothee Kimmichs Studie über Niemandsländer und herrenlose Gegenden in der Literatur vor. China war schon immer Supermacht, wie Michael Schuman in seiner chinesischen Weltgeschichte beschreibt, die im Tagesspiegel allen empfohlen wird, die verstehen wollen, was heute im fernen Osten los ist.

Die ZEIT fragt nach dem Fernweh als philosophischem Trieb, während Rainer Moritz in der NZZ über das postpandemische Reisefieber den Kopf schüttelt: Der Fernurlaub als Distinktionsmerkmal und Ausbeutungspause wird sträflich überschätzt, wofür reichlich Argumente und Belege versammelt werden. (Aber Pontresina? Ach, Pontresina!)

Die Pinakothek der Moderne zeigt Arbeiten des Designers Maarten Baas zum Thema Zeit, wie die SZ berichtet.

 

Denken als Arbeit

Was meinen Menschen, wenn sie „Natur“ sagen? In der FAZ gratuliert Dietmar Dath der Wissenschaftshistorikerin Lorraine Daston zum 70. Geburtstag. Hans Ulrich Gumbrecht dagegen portraitiert in der NZZ Judith Butler, die uns das Geschlecht als soziale Rolle aufgewiesen hat und sich nicht nur damit Ruhm und Feindschaften erwarb.

Die FAZ erinnert an die Entdeckung der Unvollständigkeitssätze vor 90 Jahren durch Kurt Gödel, dessen philosophische Notizbücher jüngst ediert wurden sind.

Der Deutsche Sachbuchpreis wird zum ersten Mal vergeben, erhalten tut ihn Jürgen Kaube bekommt für sein Hegel-Buch, wie u.a. die FR meldet. Derselbe kaube denkt in der FAZ über die unbestimmte Zukunft der Jugend von heute nach, die mehr denn je Recht und Pflicht zu warten hat.

Stichwort „Orchideenfächer“: Die FAZ unterhält sich mit einem jungen Indologen, der über Yoga promoviert. Mit dem akademischen Zeitvertragselend in der Philosophie beschäftigt sich Matthias Warkus in seiner Spektrum-Kolumne.

In München wurde das „Opp Magazin“ gegründet, das Künstlern und Designerinnen Platz bietet, um sich kreativ auszutoben, wie die SZ berichtet. Was hat Design mit Philosophie zu tun? Darum geht es im Spektrum-Podcast mit Florian und Thomas Arnold.

Schreiben Sie einen Kommentar