Links der Woche, rechts der Welt 34/19

Freitagsdemos ohne Zukunft?

Die Fridays-for-Future-Bewegung demonstriert seit bald einem Jahr für Klimaschutz. Maximilian Probst fragt in der ZEIT, ob und wie die Bewegung damit umgehen kann, dass die Politik sich herzlich unbeeindruckt von ihr zeigt, die Systemfrage in der Debatte immer lauter gestellt wird und rechte Hetze nebst Vereinnahmungsversuchen an den Nerven zehren. (20.08.19)

 

Kritik an Kassandra

Noch einmal #FFF und die Systemfrage: Bernhard Malkmus ist Ko-Direktor der Anthropocene Research Group in Newcastle und blickt im Freitag auf besonnene Kritiker der Klimaschützer, die vor einem antidemokratischen und elitären Aktionismus warnen. Es ist jedoch keine Zeit mehr für solche Scheingefechte zugunsten der Anzeigenkunden. (23.08.19)

 

Verheißungen des Goldenen Zeitalters

Homers brutaler und unglücklich verliebter Zyklop ist uns näher als man denkt, schreibt Sarah Pines in der NZZ, um sich dann dem Mythos des goldenen Zeitalters zu widmen, der heute in rechtspopulistischen Kreisen auf aller Welt Konjunktur hat. (24.08.19)

(Photo: RoDobby, Rolf Dobberstein, pixabay.com, CC0)

Bild und Ton

Bdolf war im Bild- und Tonstudio, um einen Vorgeschmack auf die nächste Wombshifter-Platte zu liefern. Achtung, grell!

Ästhetisch geht es im Philosophischen Radio des WDR 5 zu, wo sich David Hornemann und Jürgen Wiebicke über Kunstwerke und deren Wahrnehmung unterhalten. Im DLF kommt heute die Lange Nacht über Elefanten (die in LW57 als Viehlosovieh portraitiert wurden). Morgen geht es bei Essay und Diskurs mit dem Ankläger Benjamin Ferencz um die Nürnberger Prozesse und die Themen von Sein und Streit stehen noch nicht fest.

 

Berichte aus der Akademie

Gespräche sind „gierige Institutionen“: Die FAZ berichtet über eine Studie, die untersucht hat, wie Menschen damit umgehen, wenn ihr Gesprächspartner aufs Smartphone glotzt. +++ Eine andere Studie hat asoziale Netzwerke untersucht und schlägt, wie Spektrum meldet, einige kontroverse Maßnahmen vor, wie sich Hate Speech im Netz besser als durch Löschen eindämmen ließe. +++ Auch die taz erinnert anlässlich einer Ausstellung an den Mathematiker und Pazifisten Emil Julius Gumbel (1891–1966). +++ Ein eher apokrypher Aufsatz von Niklas Luhmann beschäftigt sich laut FAZ mit Arten der Religions- und Kirchenzugehörigkeit und ihren Auswirkungen auf die Dogmatik. +++ Die Golfstaaten nutzen ihren Reichtum, um hypermoderne Städte mit Flugtaxis und KI-Überwachung zu schaffen, in denen die Scharia gilt, wie bei Telepolis zu lesen ist. +++ Ein Hamburger Kolloquium, von dem die FAZ berichtet, untersuchte, wie gut die attische Demokratie nach Perikles unter Stress funktionierte und was daraus zu lernen wäre. +++ Im Amazonas-Regenwald lodern seit Wochen riesige Feuer. Tobias Herrmann erklärt in der SZ, welche weltweiten Folgen die Waldbrände haben, und Lars Fischer beschäftigt sich bei Spektrum mit der politisch-ökologischen Wende in Brasilien und den Anzeichen für ein Kippen der dortigen Biotope.

 

Trotz Philosophie

In der hochgeistigen Reihe „Actionszenen der Weltliteratur“ erzählt die WELT, wie Denis Diderot 1749 für seine atheistischen Schriften in den Knast gesteckt wurde. +++ Die FAZ berichtet von einer Tagung in Gotha über die osteuropäische Rezeption Jacob Böhmes, der dem Protestantismus jenseits der Neiße seine subversive Mystik schenkte. +++ Die NZZ erinnert daran, wie Helmuth Plessner dem Pathos von Gesellschaft und Gemeinschaft einen gelassenen Liberalismus entgegensetzte. +++ Die FR unterhält sich mit dem Philosophen Gianluca De Candia darüber, was in seiner italienischen Heimat abgeht und warum Europa auf seinen Kollegen Massimo Cacciari hören sollte. +++ Agnes Callard erklärt in der NYT-Kolumne „The Stone“, warum Philosophinnen keine Petitionen unterschreiben und was sie stattdessen tun sollten.

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