Uniwahlen 2005

Das „Bündnis unabhängiger Fachschaften“ (buf) hat es geschafft, eine im Vergleich zum Vorjahr komfortable absolute Mehrheit zu erringen und damit sein u-Modell abermals zu verteidigen.

von Ro Haben, 24.06.2005, 09:30 Uhr (Freiburger Zeitalter)

 

Am 21.06.2005 wurden die Fakultätsräte und der AStA der Uni Freiburg gewählt. Dieses Jahr fand die Wahl wegen des feiertagsreichen Mais (der bekannte Monat, hier im Genitiv) einen Monat später als sonst üblich statt. Die pralle Sommerhitze dürfte auch die Erklärung dafür liefern, warum die studentische Beteiligung mit 13,9% für universitäre Verhältnisse immer noch ganz ordentlich, aber fast drei Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr (damals 16,4%) war – die Mobilisierung durch die nur einen Monat zurückliegenden Protesttage hätte unter anderen Umständen für einen (weiteren) Anstieg der Beteiligung sorgen müssen.

Uniwahlen

Bekanntgabe der Wahlergebnisse am Abend des 21.06. im Biergarten der Mensa Rempartstraße, ganz wie früher auf großen Pappen (da Mensa-Leinwand mit Fußball besetzt…)

 

Die Ergebnisse für die Wahl des AStA:

Hochschulgruppe – % der Stimmen (% im Vorjahr): Sitze im AStA (von 15)

JuSos – 19,25% (19,0%): 3 Sitze

Grüne Jugend – 13,85% (N/A): 2 Sitze

s.e.a.t.t.l.e. – 4,75% (5,7%): kein Sitz

Gagaisten – 1,7% (N/A): kein Sitz

JuLis – 9,45% (8,8%): 1 Sitz

buf a – 27,85% (27,8%)

buf b – 23,15% (22,4%): 9 Sitze (buf Gesamt)

 

Auf die vier studentischen Sitze im Senat der Uni Freiburg wurden gewählt:

-Anna Bauß

-Lukas Schäfer

-Betran Cazorla Rodriguez (alle drei von buf)

-Maria Stemmler (JuSo)

 

buf hat es somit geschafft, im AStA und Senat die absolute Mehrheit zu erhalten und sein u-Modell ein weiteres Jahr lang als basisdemokratische Prothese der geknebelten Studentenvertretung verwenden zu können. Die Mehrheit ist gemütlich groß und buf im kommenden AStA von Freunden umzingelt: JuSos und Grüne Jugend, die beide fünf der 15 Sitze im AStA erhalten haben, sind in allen Punkten (Studiengebühren, Verfasste Studierendenschaft) mit buf mehr oder weniger einer Meinung, lediglich über die Art einer unabhängigen Studierendenvertretung, d.h. das u-Modell, gibt es verschiedene Ansichten. Bei diesen Mehrheitsverhältnissen sind jedoch solche Volten unwahrscheinlich, wie sie ein buf-Vertreter im letzten November geschlagen hatte, indem er sich von seinem imperativen Mandat lossagte, künftig nach gusto abstimmen wollte und buf damit um die gewisse absolute Mehrheit brachte.

Der Nachrichtenwertfaktor des AStA 2005/06 wird nicht sehr hoch sein. 🙁

 

Der kurze Blick auf das Abschneiden der anderen Hochschulgruppen lohnt sich, hier gibt es Ansätze von Nachrichtenwertfaktor. Der RCDS, der sowieso fast nie auf AStA-Sitzungen zugegen war, auch wenn er Sitze erhalten hatte, verpennte in diesem Jahr den Stichtag zur Abgabe der Wahllisten und trat gar nicht erst zur Abstimmung an, RCDS-Stammwähler blieben zum Großteil vorm Latte Macchiato sitzen (auch ein Grund für die gesunkene Wahlbeteiligung). Dafür reichte die Grüne Jugend, deren Mitglieder sich bislang über buf-Listen in den AStA wählen ließen, dieses Mal eine eigene Liste ein. Nimmt man an, die Grünenwähler dieses Jahres hätten unter früheren Umständen die grünen Kandidaten auf buf-Listen gewählt, ergäbe sich für buf sogar ein Wahlergebnis von 63,85%. Die Grünen jedenfalls haben durch eine eigene Liste nicht wie befürchtet Stimmen von buf auf sich gezogen.

Einer der Gründe für die Abspaltung der Grünen von buf sind gerüchteweise die Ambitionen ihres Spitzenkandidaten Thorsten Deppner. Er sei, wie man im AStA-Haus munkelt, darauf aus gewesen, Senatsvertreter zu werden, aber nicht – wie es bei buf üblich ist – damit auch den Posten des u-asta-Vorstands zu übernehmen, und habe versucht, über eine eigene Grüne Liste in den Senat zu gelangen. Daß er am 21.06. mit etwa sechs Stimmen an diesem Ziel vorbeigeschrammte, sorgte in fachmännischen Kreisen für entsprechende Häme.

Eine Überraschung war das schlechte Abschneiden von s.e.a.t.t.l.e. (4,75%, im Vorjahr 5,7%), deren Kandidaten während der Proteste im Mai viel Präsenz gezeigt hatten, diese jedoch nicht in Stimmen für ihre Hochschulgruppe umwandeln konnten, die zudem einen Teil ihrer Stammwähler an die abgespalteten „Gagaisten“ (1,7%) verlor – Zersplitterung, der Fluch der Linken, der sie von jeglichen Einfluß fernhält!

 

Der Wahlkampf war in diesem Jahr sehr originell und oft lustig, und mit großer Genugtuung durfte der fortgesetzte Einzug gutaussehender Menschen in die Hochschulpolitik zur Kenntnis genommen werden.

Die amtierenden u-asta-Vorstände Daniele Frijia und Clemens Weingart haben es geschafft, den vor einem Jahr noch unter Rücktrittsorgien und Streitigkeiten ächzenden u-asta wieder zu stabilisieren und ihm mit den gelungenen Mai-Protesten seine Glaubwürdigkeit als schlagkräftiges Provisorium einer Studierendenvertretung wiederzugeben. Insofern ist der Wahlsieg von buf, der zeitweise alles andere als wahrscheinlich galt, nur verdient. –

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