Das u-Modell und seine Instanzen

Über AStA, u-asta, u-Fachschaften, buf-Listen und Vollversammlungen

von Timotheus Schneidegger, 22.06.2004, 10:21 Uhr (Dunkles Zeitalter)

Im letzten Jahr hat der u-asta seinen 25. Geburtstag gefeiert. Die Gründung dieser Organisation erfolgte als Reaktion auf die Gesetzgebung Ende der 70er, mit der den Studierendenvertretungen Süddeutschlands untersagt wurde, sich politisch zu äußern. Seitdem tritt zu den jährlichen Uniwahlen im Mai eine besondere „Partei“ an – die buf-Liste(n) oder das BuF (Bündnis unabhängiger Fachschaften).

Erlangt sie im AStA (Allgemeiner Studierenden-Ausschuß) mindestens acht der 15 Sitze, also die absolute Mehrheit, kann sie den u-asta (das u steht für „unabhängig“) mit den Finanzmitteln füttern, die der einzig offiziell anerkannten Studierendenvertretung von der Universität zur Verfügung gestellt werden. Es werden offizielle AStA-Mitarbeiter (o-Referenten) gewählt, jedoch nur solche, die ihr Budget – ganz im Sinne der buf-Liste – der „Kasse der Studierenden e.V.“, dem finanziellen Rückgrat des u-asta, spenden und danach den AStA boykottieren. Die Opposition, bestehend aus fachbereichsübergreifenden Gruppen wie den Jusos oder dem RCDS (Ring Christdemokratischer Studenten), die bei den Uniwahlen meist auch einige Sitze im AStA erringen, kritisieren, wie dieses Gremium, in das auch sie gewählt wurden, von der regelmäßigen Mehrheit des BuF ausgehebelt wird.

Die Interessen der Studierenden werden durch den u-asta abseits des gemaulkorbten AStA und also unabhängig vertreten. Er ist als Exekutive gebunden an Beschlüsse der mindestens zweimal pro Semester einberufenen Vollversammlung aller Studierenden (VV) und der Fachschaftenkonferenz (FSK). Die darin vertretenen u-Fachschaften sind wie der u-asta nicht wirklich anerkannt: Offiziell gelten die sechs studentischen Vertreter eines jeweiligen Fakultätsrats als Fachschaft, d.h. an der Uni Freiburg gibt es mit elf Fakultäten auch nur elf Fachschaften. Daß sich innerhalb des u-Modells für jeden Fachbereich eine eigene u-Fachschaft formen kann, ist jedoch nicht nur in Vielfächerfakultäten wie der Philologischen/-sophischen sinnvoll.

Seit dem Januar 2004 hat es eine ganze Reihe von Rücktritten gegeben, die sowohl den Personalbestand als auch die Glaubwürdigkeit des u-asta stark angegriffen haben. Nach den Uni-Wahlen vom Mai 2004 halten die buf-Listen die gerade noch ausreichende Mehrheit von acht Sitzen im AStA (sie bekamen bei gestiegener Wahlbeteiligung 49,4% der Stimmen).

Für die einjährige Legislaturperiode ab dem 1. Oktober 2004 bilden Daniele Frijia und Clemens Weingart gemeinsam den u-asta-Vorstand. Als studentische Vertreter im Senat, dem wichtigsten Gremium der Uni, wurden neben Jörn Warnecke (JuSos) Lisa Dietsche, Clemens Weingart und Daniele Frijia (alle buf) gewählt.

Kritik kommt nicht nur von den Hochschulgruppierungen der großen Parteien, die durch das u-Modell von einer aktiven Studierendenpolitik ausgeschlossen werden.

Die Studierenden sollen ihre Vertretung durch die Beteiligung in u-Fachschaften und Vollversammlungen basisdemokratisch gestalten können. Wie so oft schwankt das Ideal in der rauen Wirklichkeit zwischen Hyperdemokratie und Meritokratie: Da das allgemeine Interesse an Posten in der Studierendenpolitik denkbar gering ist, kann jeder, der sich engagiert, sehr schnell im u-Modell aufsteigen. Dadurch besteht jedoch für die Repräsentanten immer die Gefahr, sich allzu sehr von den Studierenden zu entfernen. Der u-asta versucht diesem Dilemma, aus dem ein wachsendes Desinteresse an der Studierendenvertretung entsteht, mit Aufklärungsarbeit und gezielter Nachwuchsförderung zu begegnen.

Das u-Modell tut sich auch schwer mit seiner Legitimation: Bei der letzten Wahl haben 16,4% der Studierenden ihre Stimme abgegeben, davon knapp die Hälfte für eine der beiden buf-Listen. Der u-asta wird somit noch nicht einmal von jedem Zehnten unterstützt.

Trotz Schwächen wie dieser gilt das u-Modell als bewährtes Provisorium bis zur landesrechtlichen Durchsetzung einer „Verfassten Studierendenschaft“, die finanziell unabhängig ist und sich frei von politischer Bevormundung im Namen der Studierenden zu allen Fragen äußern darf.

Das u-Modell im Schnelldurchgang: Die Studierenden schließen sich je nach Studienfach und Interesse in u-Fachschaften zusammen. Diese entsenden Vertreter in die FSK. Von dort und von den Vollversammlungen aller Studierenden erhält die u-Exekutive aus Vorstand und Referaten ihre Weisungen. Bei den Uni-Wahlen treten die buf-Listen an, bestehend aus in u-Fachschaften aktiven Kandidaten. Erhalten sie mindestens acht der 15 Sitze im AStA, können sie das u-Modell aufrechterhalten.