Ver- und Entsorgung würden auf eine besondere Weise zusammengehören, überlegt Marc Hieronimus an einer Stelle dieser Herbstausgabe, in der das Titelthema „Entsorgung“ in seine Einzelteile zerlegt wird, um sie den jeweiligen Abfallbehältern zuzuführen.
Michael Helming hat von seinem Sofa aus, das seit einem Vierteljahrhundert der Sperrmüllabfuhr harrt und auf das er eine große Eloge hält, die Bücherregale nach der Sorge durchsucht, die sich dabei als höchst unphilosophisch erweist. Die Probe aufs Exempel macht Schneidegger, der u.a. mit Adorno den Begriff der Sorge in Heideggers „Sein und Zeit“ vorstellt.
Martin Köhler beschäftigt sich in seiner Kolumne mit der Selbstentsorgung der Menschheit – die vielleicht schon stattgefunden hat, wenn man mit Bernhard Horwatitsch, Beckett und Dante moderne Wohnklos besichtigt. Menschen kann man nicht auf den Müll entsorgen, auch wenn es Nazis sind; wie man sie besser loswird, ist das Thema von Marc Hieronimus.
Um die Fragen, die ganz konkrete Abfallsorten stellen, geht es bei Martin Gohlke, der auf Atommüllendlagerung blickt, und bei Maurice Schuhmann, der sich mit Lebensmittelverschwendung, Containern und Öko-Kapitalismus beschäftigt. Nicht auf den Müll gehört die berühmte Satire von Grimmelshausen, die zwar nicht mehr ganz frisch ist, uns Postmodernen aber einiges über Ästhetik beibringen kann, wie Bernhard Horwatitsch zeigt. Einen Essay voller Beispiele und Anweisungen zur Entsorgung von Plastiksprache und Phrasenmüll legt Marc Hieronimus vor und zwischendurch gibt es von Bdolf das Propädeutikum, Entsorger-Witze und das große ABC der Entsorgung.
Wie üblich leiten die trotzphilosophischen Miniaturen unter dem Rubrum „Der tragbare Gedanke“ in den hinteren Heftteil über, wo es neben den Kurzrezensionen und Aphorismen eine weitere archäontologische Warenkunde gibt (diesmal über Gold und Scheuklappen). Stefan Krückmann hat einen Sonett-Zyklus von Tristan Corbière übersetzt und Georg Frost die seltsamsten Fragen von Reddit zusammengestellt. Ewgeniy Kasakow stellt in der Reihe „Lebende & Leichen“Sergei Dowlatow vor und Schneidegger portraitiert in der Reihe „Viehlosovieh“ den Hund. Auf der Heftrückseite findet sich eine Karikatur von Andy Singer.
4 Grundver- und Entsorgung Sorge dich nicht – lese…
Sorgen hatte die Menschheit immer, denn Leben ist nun einmal Sorge. Seit Jahren scheint jedoch einen Trend zum „Sichsorgen“ oder „Sichsorgenmachen“ wahrnehmbar. Wenn dem so wäre, wäre das nicht irrational und absolut unphilosophisch?
von Michael Helming
14 Atommüll Wenn Entsorgung Sorgen macht
Ein Toast auf eine erfolgreiche soziale Bewegung
von Martin Gohlke
17 Pro Aussterblichkeit Stufen zum Nichts: Entsorgung
Kolumne von Martin Köhler
18 „Entsorgungspark“ Plastiksprache
Mikroplastik überall: Im Meer, in der Luft, im Duschgel, in unseren Lebensmitteln. Angefangen hat die Seuche mit Wörtern aus Plastik. Ein sprachpflegerischer Essay nach Demeter-Kriterien
von Marc Hieronimus
28 Grüner Kapitalismus Lebensmittelrettung – auf wessen Kosten?
Ein Berliner Unternehmen kämpft gegen Lebensmittelverschwendung und will damit Geld verdienen – kann das gutgehen? Eine kritische Betrachtung des Konzepts der sogenannten Lebensmittelretter*innen von SirPlus
von Maurice Schuhmann
36 Beckett / Dante Oh Bruder, da hinaufzugehen – was bringt es?
von Bernhard Horwatitsch
38 Heideggers Sorge Sorgen machen, schwierig bleiben
Die Sorge ist ein zentraler Begriff bei Heidegger und führt direkt zu Eigentlichkeit und Man. Diese Konzepte sind nicht nur darum bemerkenswert, weil der Einstieg in Heideggers eigentümliche Sprache hier so leicht wie nirgendwo sonst ist.
von Timotheus Schneidegger
47 Kleine Leute Nazis raus! Aber wohin damit?
Es gibt einen breiten Konsens darüber, dass Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit nicht so gut sind. Aber wie bekämpft man eigentlich diese Ismen? Es gibt nur ein Mittel.
von Marc Hieronimus
49 Witz lass nach Lustige Entsorger-Witze
von Bdolf
50 Re-Renaissance Warum ein 400 Jahre altes Buch lesen?
„Ohne Vergangenheit ist die Zukunft nichts weiter als verlängerte Gegenwart“, meint Herfried Münkler. Grimmelshausen hält einen ästhetischen Kenntnisreichtum bereit, den wir im 21. Jahrhundert gut gebrauchen können.
von Bernhard Horwatitsch
60 Lümmeln und Liegen Softes Sanssouci
Menschen mögen Sachen. Wir alle wollen etwas besitzen, besonders Dinge, die uns „nah“ sind. Deshalb faszinieren uns bestimmte Kleidungsstücke oder Möbel. Mein kleines Sofa ist inzwischen seit fast drei Jahrzehnten mein Ruhepol.
von Michael Helming
69 Handreichung der Müllwirtschaft Das große ABC der Entsorgung
von Bdolf
70 Kurz lesen, lang nachdenken Der tragbare Gedanke 71
von Bdolf (bd), Filbinger (fi), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi), Ewgeniy Kasakow (ek), Jean-Baptiste O’Lebigmac (ol) und Timotheus Schneidegger (ts)
73 Rezensionen in < 800 Z. Kurz & Klein 71
von Bdolf (bd), Martin Gohlke (mg), Michael Helming (mh) und Marc Hieronimus (hi)
76 Lumineszierende Lyrik Tristan Corbière: Rondos für nachher
übersetzt von Stefan Krückmann
80 Lebende & Leichen: Sergei Dowlatow (1941–1990) „Was hat man schon davon“
Sergei Dowlatow hätte vielleicht großartige Romane geschrieben, wenn ihm nicht ständig der absurde Sowjetalltag dazwischengekommen wäre. Über Literatur als Prokrastination
von Ewgeniy Kasakow
87 Gute Fragen, schlechte Fragen Frag Reddit 71
von Georg Frost
88 Gold & Scheuklappe Archäontologische Warenkunde 71
von Michael Helming (mh) und Marc Hieronimus (hi)
89 Herrchen und Knechtchen Viehlosovieh: Hund
Von Hobbes zu Hegel, von Schopenhauer zu Gauland erweist sich der Hund als das wahre zoon politikon.
von Timotheus Schneidegger
91 Sentenzen für die Latrinentür Pro Domo et Mundo 71
von Michael Helming (mh), Bernhard Horwatitsch (bh) und Timotheus Schneidegger (ts)
92 Autoren & Illustratoren
U1 Titelblatt von Georg Frost
Zusätzliche Information
Gewicht
310 g
Größe
21 × 30 cm
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