Forget what You are – You’re a philosophical Star!

von Bdolf

 

Hähä – der Aufstieg zur Dachkammer ähnelt dem Aufstieg des Erkennenwollenden zur Erkenntnis, tja – ja – hihihihi…!“, dachte der Königsberger Meisterdenker und verließ den Bezirk der ächzenden Stiegen. In seiner Studierstube hatte er es nicht mehr ausgehalten – der Chor der Gefangenen des nahe gelegenen Gefängnisses sang heute mit besonderer Inbrunst, deswegen sann er darauf, sich im Obergeschoss ein wenig Entspannung zu verschaffen… – Mit größerer Energie, als man dem schon etwas welken Philosophenkörper zugetraut hätte, stieß er die Tür zur Dachstube auf.

Ohne Klopfen.

Sein Diener, Martin Lampe, zuckte zusammen und versuchte halbherzig einen Folianten, der bis dahin neben ihm auf dem Bett gelegen hatte und sich seiner ganz besonderen Aufmerksamkeit erfreute, über seine Leibesmitte zu ziehen.

Immanuel Kant räusperte sich.

„Hat Er sich wieder in der Bibliothek bedient und frönt nun unverdrossen dem pathologischen Laster der Ipsisation – weiß Er denn nicht von der unweigerlich resultierenden Rückenmarks- und Hirnschwindsucht, Er?“, fragte er in einem künstlich schulmeisterhaften Ton.

Geschickt zog er seinem Bediensteten den Folianten von dessen Leibesmitte.

„An der unabweislichen Tatsache der heruntergelassenen Beinkleider ändert dies gar nichts…!“, murmelte er mehr zu sich denn an einen Adressaten. „Eh – nun – einer meiner kostbarsten Privatdrucke – ein Werk des Göttlichen Marquis – mit handkolorierten Illuminationen – äh – äußerst pikanter Natur – eine Lektüre eindeutig gegen das Sittengesetz – für Nichtakademiker…!“

Unter dem Folianten zeigte sich eine schon im Schwinden begriffene prachtvolle Erektion.

Der promethische Denker half ihr mit einigen kunstfertigen Handgriffen wieder zur vollen Blüte.

Mit der anderen Hand nestelte er sich die Beinkleider hinunter. Bei dem Philosophenkönig bedurfte es keiner händischen Nachhilfe – dort stand etwas in praller Pracht, hinter dem sich der Sternhimmel über uns nicht zu verstecken brauchte.

„Das Sittengesetz sieht durchaus vor, dass zuweilen die Natur zu ihrem Rechte…!“ –

Bei diesen Worten zog er den Kopf seines Dieners zu sich heran und hieß ihn: „Lampen – tue Er den Mund auf!“

Lampe riss entsetzt die Augen in die Höhe. So genial der Denker, so beklagenswert dessen Verhältnis zur persönlichen Hygiene. Und tatsächlich ähnelte der Geruch, der vom Unterleib des Großen Gelehrten her wehte, stark an die letzten Momente des Fischmarkts unten am Königsberger Hafen, an einem sehr heißen Sommertag –
„Euer Exzellenz… – vielleicht nicht doch lieber den Allerwertesten…?“, stammelte das Faktotum, mit von existentiellem Grauen geprägter Stimme.

„Nicht doch, Lampen – der Mann soll nicht mit dem Manne verfahren, als wie wenn er beim Weibe läge… – heuer nehmen wir das Sittengesetz einmal beim Wort und bereisen statt der Abgründe des hinterwärtigen Unaussprechlichen lieber die Bezirke Seiner kundigen Zunge…!“

„Ochsenzunge!“, setzte er hämisch hinterher, ab und zu ritt ihn der Schalk und es amüsierte ihn königlich, seinen Untergebenen etwas zu kujonieren.

„Räsoniere Er wie es ihm beliebt – aber tue Er gefälligst wie geheißen!“, damit war jede Diskussion beendet. Herr und Knecht –

Barsch applizierte der Philosophenfürst sein Zeugungsglied zwischen den Kiefern des Dieners.

Dieser röchelte und schnappte krampfhaft nach Luft.

Getragen von einer äußerst lustvollen Aufwallung schob Kant seinen Unterleib vor. Dadurch verschloss sich die Luftröhre des Untergebenen noch mehr.

Panikartig biss Lampe zu.

Lichtwolf Nr. 29 („Vergessen“)

Gepeinigt schrie der Meisterdenker auf. Sein Gemächt gab den Mund wieder frei.

Mit einer Hand hielt er sich den schmerzenden Philosophenstab, mit der anderen tastete er blindlings – vor seinen Augen tanzten farbige Kreise – nach seinem Gehstock. Er bekam ihn zu fassen.

Ohne Verzögerung oder Ankündigung begann er auf den Diener einzudreschen.
Kant trieb ihn vor sich her, das knarzende Treppenhaus hinunter, alle zweieinhalb Stockwerke, hinaus aus der Haustüre, mit einem unbarmherzigen Tritt landete der unglückliche Lampe bäuchlings auf der Gasse.

Die wenigen Passanten zeigten sich weder durch diese Umtriebe noch durch die die Knöckel umspielenden Beinkleider irritiert, man war von diesem exzentrischen Gelehrten allerlei Possen gewöhnt.

„Und entlassen ist Er hiermit!“, schrie der Philosoph hinunter und warf die Tür erbost ins Schloss.

Später sah man den Gelehrten einen Zettel an die Wand nageln. „Der Name ‚Lampe’ muss vergessen werden!“, war darauf zu lesen.

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