„Mein und sein“ fragt nicht allein nach den Eigentümlichkeiten von Eigentumsverhältnissen: Während Schneidegger zu Beginn über Zugehörigkeit, Verfügbarkeit und Fremdheit nachdenkt, ist Proudhon entschiedener: Maurice Schuhmann erklärt, was mit dessen Sentenz „Eigentum ist Diebstahl“ gemeint ist. Nicht minder entschieden ist André Breton, dessen einfachste surrealistische Tat ein Jurastudent in Perm umgesetzt hat – was Ewgeniy Kasakow mit einiger Moralismuskritik kommentiert.
Lesen ist Denken mit dem Hirn eines Anderen: Michael Helming versucht bei einem Ortstermin in Athen „mein und sein“ Verständnis des platonischen Parmenides-Dialogs zusammenzubringen. Auch Elisa Nowak wird grundsätzlich und blickt auf die uralte Frage nach dem Sein als Bedingung meiner Erkenntnis und deren Beitrag zu dem, was ist.
Aus der konkreten Lebenswelt unter zeitunglesenden Nachbarn berichtet Martin Köhler in seiner Kolumne und Marc Hieronimus fasst auf einer Seite die dann doch überraschend übersichtliche Grammatik deutscher Personalpronomina zusammen. Katharina Körting schildert, wie es ist, wenn die alltäglich verdrängte Indifferenz einem die Balkontür aufstemmt und in die Privatsphäre einbricht. Bdolf (Propädeut!) hilft allen, die die jüngste Dune-Verfilmung nicht verstanden haben, und schaut in seiner Würdigung von Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker vor allem auf die anthropologisch konstanten Personen- und Machtverhältnisse darin. Doch nicht erst in einigen Jahrtausenden geht es nur um Macht: Marc Hieronimus beschäftigt sich mit dem Meineid in Politik und Medien sowie der harten Utopie radikaler Ehrlichkeit. „In dem Sinne“: Lieber arm dran als Arm ab!
Der hintere Heftteil wird von einem bunten Strauß tragbarer Gedanken eröffnet, sodann folgt der Rückblick auf den lichtwölfischen Herbstsalon im September 2021. In der Reihe „Philosophen in Uniform“ untersucht Schneidegger, wie sich Nietzsches bescheidene Erfahrungen in Militär und Krieg auf sein Werk ausgewirkt haben. Anschließend rekapituliert Ewgeniy Kasakow die jüngsten Einlassungen der Linken und der radikalisierten Mitte, während Michael Helming den Tiefsee-Anglerfisch als Viehlosovieh der Aufklärung portraitiert. Nach den Aphorismen pro domo et mundo stellt uns Frank Stückemann in der Reihe „Lebende & Leichen“ den französischen Dichter und Erfinder Charles Cros vor, der seinen Zeitgenossen einfach zu begabt war, um im gesellschaftlichen Langzeitgedächtnis zu bleiben. Die Archäontologische Warenkunde beschließt das Heft diesmal mit dem Hufeisen und Tamagotchi und deren fortdauernder Anwesenheit nach ihrem Verschwinden aus dem Alltag.
4 Das Eigene und das Fremde Mein Fremder, sein Bekannter
Fremdheit als (un)vertrautes Phänomen zu bezeichnen, ist ein nur scheinbar ironischer Kniff, der Lust machen soll auf das, was es über den Begriff des Eigenen verrät.
von Timotheus Schneidegger
13 Meine Moral, seine Schuld Die einfachste Handlung
Sind Breton-Leser gefährlicher als die verkappten Moralisten, die sich irgendwann zum Richter und Henker mit Pumpgun aufschwingen?
von Ewgeniy Kasakow
14 Wem ist das? „Eigentum ist Diebstahl!“
Eine knappe Einordnung von Proudhons provokanter These
von Maurice Schuhmann
16 Meine Sache / Seine Sache / Unser Ding Mit Buch und Bahn an die Akademie
Zu einem exzessiven Literaturfetisch gehört der Drang, Orte des Lesens und Schreibens mit eigenen Augen sehen zu wollen. Ist dort etwas liegen geblieben, was man sich heute noch zu eigen machen könnte? Ein Ausflug zur Bibliothek Platons und der Wunsch, den „Parmenides“ zu verstehen.
von Michael Helming
25 History of Mypaper Stufen zum Nichts: mein und sein
Kolumne von Martin Köhler
26 Meinslehre Das Sein bestimmt das Mein
Aus der alten Frage, welche Bedeutung meine Wahrnehmung für das Sein hat, ergeben sich mindestens so viele weitere Fragestellungen wie Irrtümer der Philosophie.
von Elisa Nowak
33 Hefte raus, Klassenarbeit! Kleine Deutschstunde
von Marc Hieronimus
34 Mein „Dune“ Fundamentalontologie in den Sand gesetzt
Mein und Sein in Frank Herberts „Dune“-Zyklus: Eine Einführung in einen philosophischen Klassiker, der auch jenseits etwaiger Kinoereignisse bleibende Fragen behandelt.
von Bdolf
43 Einbruch der Alltäglichkeit In aller Sachlichkeit
von Katharina Körting
46 Meineid und sein Eid Alles Lüge! Oder fast.
Es ist eine Binse, dass Politiker nicht immer die Wahrheit sagen und die klassischen, „seriösen“ Medien uns manches verschweigen. Zu wenig wird bedacht, warum das so ist und wohin es führt. Ein aufrichigter Versuch
von Marc Hieronimus
55 Kurz lesen, lang nachdenken Der tragbare Gedanke 76
von Bdolf (bd), Filbinger (fi), M. Hieronimus (hi), E. Kasakow (ek), Katharina Körting (kk), Jean-Baptiste O’Lebigmac (ol) und T. Schneidegger (ts)
58 Herbstsalon 2021 Weil Sie nicht da waren
…haben wir aufgeschrieben, was Ende September beim lichtwölfischen Herbstsalon los war.
von Michael Helming, Marc Hieronimus, Martin Köhler und Timotheus Schneidegger
63 Rezensionen in < 800 Z. Kurz & Klein 76
von Bdolf (bd), Martin Gohlke (mg), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi) und Martin Köhler (mk)
66 Philosophen in Uniform: Friedrich Nietzsche Vater aller Dinge
Keine einzige Kugel wurde je auf Nietzsche abgefeuert, doch glaubte er, eine Menge über den Krieg zu wissen – dank Philologie, dem eigentlichen Schlachtfeld seiner Zeit.
von Timotheus Schneidegger
76 Was Linke schreiben Fremde Heere Links 76
von Ewgeniy Kasakow
77 Demokraten bei der Arbeit Fremde Heere Mitte 76
von Ewgeniy Kasakow
79 Armflosser der Aufklärung Viehlosovieh: Tiefsee-Anglerfisch
von Michael Helming
93 Sentenzen für die Latrinentür Pro Domo et Mundo 76
von Filbinger (fi), Michael Helming (mh), Jean‐Baptiste O’Lebigmac (ol) und Timotheus Schneidegger (ts)
82 Lebende & Leichen: Charles Cros (1842–1888) Diamanten vor die Säue
Charles Cros war ein dichtender Erfinder, dessen technische Innovationen übersehen wurden und dessen präzise Lyrik fast völlig vergessen ist, obwohl sie von Kollegen wie Breton und Verlaine gepriesen wurde. Er war seinen Zeitgenossen einfach zu begabt.
von Frank Stückemann
93 Hufeisen / Tamagotchi Archäontologische Warenkunde 76
von Marc Hieronimus und Timotheus Schneidegger
94 Autoren & Illustratoren
Zusätzliche Information
Gewicht
300 g
Größe
21 × 30 cm
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