Lichtwolf Nr. 75 („Fug“)

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Fug und Fugen nicht allein in Musik und Architektur, sondern auch in Handlungstheorie, Redewendungen, Russenpunk und allen anderen Bereichen, wo es passen muss; außerdem Kuckucke und Gustav Bofinger.

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Beschreibung

Was soll „Fug“? Eine Annäherung an das schwierige Titelthema ex negativo gibt die gemeinschaftliche Sammlung justiziablen groben Unfugs. Die Fuge jedenfalls ist in Musik und Architektur bekannt. Filbinger gibt wieder, was sein Nachbar ihn über Bach lehrte, Martin Köhler stellt uns die Gamburger Sonnenuhr in fugenloser Bauweise vor. Michael Helming denkt am Beispiel des Fugs darüber nach, wie alte Wörter in Redewendungen überleben oder auch nicht. Der Wissensform der Ahnung geht Schneidegger nach und erklärt dabei auch gleich Heideggers Begriff der Fuge. Köhler versteht in seiner Kolumne das Thema lateinisch und stellt uns die fliehende Zeit in seiner Küche vor.

Das schönste Gedicht dagegen, sich zu fügen, ist von Erich Mühsam und auch Fritz Erik Hoevels lässt sich nirgends einfügen: Marc Hieronimus unterhält sich mit dem Psychoanalytiker, der hinter den „Ketzerbriefen“ und dem Ahriman-Verlag steht. Warum der Historische Materialismus in manchen Ohren fälschlicherweise wie eine Verschwörungstheorie klingt, erläutert Elisa Nowak und Schneidegger geht der rechtshändigen Vorherrschaft in Wort und Tat nach.

Menschen handeln angeblich rational und mit Fug – außer in Fällen der Akrasia, mit der sich Georg Frost nicht nur am Beispiel Klimaschutz befasst. Nur im Vorabendprogramm passt alles zusammen: Katharina Körting erkundet mit Adorno den TV-Kitsch. Fügliche Lesefrüchte breiten Ewgeniy Kasakow und Bdolf aus: Ersterer stellt uns Boris Usows zoopolitische Punklyrik der „Waschbären aus Stroh“ und des dazugehörigen Zines „Fugen der Zeit“ vor; letzterer gibt – neben dem Propädeutikum zum Thema – eine Einführung ins Werk Thomas Pynchons.

Eine poetische Publikumsbeschimpfung wirft Stefan Krückmann ein und Wolfgang F. Berger hat eine Borchert-Interpretation aus dem Abi mitgebracht. Und damit niemand durcheinanderkommt, ist im Fußsteg angegeben, welche Sachen man generell nicht miteinander velwechsern sollte.

Nach den tragbaren Gedanken wird im hinteren Heftteil erstmal geguckt, was andere so schreiben: Siebo M. H. Janssen hat wieder aktuelle Ausgaben der neurechten Zeitschriftenszene gesichtet, Ewgeniy Kasakow ergänzt das ganze um einen Blick auf neueste Stil- und Geistesblüten der radikalen Linken sowie der noch extremeren demokratischen Mitte. Michael Helming portraitiert den Kuckuck als Viehlosovieh, sodann folgen Aphorismen pro domo et mundo sowie die Rezensionen in unter 800 Zeichen. In der Reihe Lebende & Leichen stellt abermals Helming den Schriftsteller Gustav Bofinger (1906–1973) vor, der nach seinem Erstling über die Türkei des Jahrs 1944 in Vergessenheit geriet, und Marc Hieronimus erkennt im Stahlbeton den Werkstoff unserer Zeit.

 

Inhalt

Inhaltsverzeichnis dieser Ausgabe

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Inhalt Nr. 75

Lichtwolf Nr. 75 (Fug)

Fug und Fugen nicht allein in Musik und Architektur, sondern auch in Handlungstheorie, Redewendungen, Russenpunk und allen anderen Bereichen, wo es passen muss; außerdem Kuckucke und Gustav Bofinger.

 

2 Editorial & Impressum

3 Fug
Einleitung ins Titelthema

3 Der Jugend zum Geleit
Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Fug“
von Bdolf

4-81 Gruppenarbeit I
Nicht velwechseln!

4 Thesaurus Rex
Greise Worte
Sprache ist bekanntlich steter Wandel. Begriffe werden durch andere ersetzt oder ersatzlos vergessen, wenn Bedeutungen mutieren oder schwinden. Worte sind eine Frage der Mode. Einige sind zeitlos, anderen sieht man ihr Alter an.
von Michael Helming

13 Fugit
Stufen zum Nichts: Fug
Kolumne von Martin Köhler

14 Ordnungswidrigkeiten in < 800 Z.
Feiner Fug
von Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi), Martin Köhler (mk) und Timotheus Schneidegger (ts)

16 Ein Ungefügter
„Die Falle des verbotenen Kapierens“
Fritz Erik Hoevels ist Psychoanalytiker und Buchautor. Seine Werke behandeln Zeit- und Gesellschaftsfragen aus einer psycho- und „ökoanalytischen“ Position heraus und erscheinen im Ahriman-Verlag, darunter in Kürze der zweite Band der monumentalen Untersuchung „Wie Unrecht hatte Marx wirklich?“
Interview von Marc Hieronimus

26 Publikumsbeschimpfung
Tischlein deck dich
von Stefan Krückmann

27 Gedichtinterpretation
Abschlussprüfung in Österreich: Matura.
von Wolfgang F. Berger

28 Fugsinn
Die Ahnung des Fugs
So oft, wie wir im Alltag „Keine Ahnung!“ ausrufen, scheinen wir genau zu wissen, was uns da fehlt: ein implizites Wissen, in dem sich alles wie von selbst zu einem Ganzen fügt. Für Spinoza hing es mit Gott, für Heidegger mit dem Sein zusammen, Kant lehnte es ab.
von Timotheus Schneidegger

37 Nelly Wassiljewna Motroschilowa (†)
Zum Tod einer Leserin
Am 23. Juni 2021 starb Dr. Nelly Wassiljewna Motroschilowa in Moskau.
von Ewgeniy Kasakow

38 Boris Usows Konkowo-Formation
Fugen der Zeit
Out of joint in Moskau-Konkowo: Boris Usows Fanzine „Fugen der Zeit“ („Swaz wremen“) erklärte in den 1990ern postsowjetischen Punk als Mischung aus Dagegensein, Opferbereitschaft, Science-Fiction und Tierliebe.
von Ewgeniy Kasakow

47 Fugen des Kapitals
Ist der Historische Materialismus eine Verschwörungstheorie?
Der Marxismus hat auf alles eine Antwort und Schuld ist immer eine Elite („Kapitalisten“) – reden Aluhüte nicht auch so?
von Elisa Nowak

50 Akrasia
Nützscha nix!
Die Frage, warum Menschen gegen ihre Interessen handeln, auch wenn sie es besser wissen, haben Verhaltensökonominnen nicht erst beim Klimaschutz aufgeworfen. Sie ist ein altes philosophisches Rätsel.
von Georg Frost

58 Baulücken
Fugenlose Zeit
Dass die Zeit flieht, hat nicht immer seine Richtigkeit. Manchmal steht die Zeit auch, und manchmal steht sie extrem stabil, wie das Beispiel einer massiven Sonnenuhr zeigt, die in fugenloser Bauweise errichtet wurde.
von Martin Köhler

60 Heile Welt in der Glotze
Mehrheitsfähig reaktionär
Mehr vom Falschen: Die öffentlich-rechtliche TV-Liebe sendet als Heimatfilm in Endlosschleife.
von Katharina Körting

69 Werk(s)annäherungen an Bach
Fugen über Fugen
Das Œuvre eines Johann Sebastian Bach (1685–1750) entdeckt man besser behutsam, denn der Korpus seines Schaffens ist gewaltig und komplex. Sogar Fachleute haben da mitunter Lücken.
von Filbinger

71 Lumineszierende Lyrik
Der Gefangene
von Erich Mühsam

72 Kanon des Unfugs
Decoding Thomas Pynchon
„Fug“ – ein Thema, das die Auseinandersetzung mit dem US-amerikanischen Schriftsteller Thomas Pynchon quasi erzwingt. Eine Werkübersicht und Einführung für Neuleser
von Bdolf

79 Rechts gut, links schlecht
„Recht getan und ruhig’ Gewissen“
„…ist ein sanftes Ruhekissen“, wie es bei Philipp Heinrich Erlebach heißt. Die Bevorzugung des Rechten als Aufrechten und Richtigen bei Verteufelung alles Linken hat handfeste Tradition.
von Timotheus Schneidegger

82 Kurz lesen, lang nachdenken
Der tragbare Gedanke 75
von Bdolf (bd), Filbinger (fi), Marc Hieronimus (hi) und Timotheus Schneidegger (ts)

83 Was Rechte schreiben
Fremde Heere Rechts 75
Einmal mehr ist es Zeit für eine Analyse der neurechten Publikationen – namentlich der Ausgaben 102 und 103 der Sezession sowie der Website und Ausgaben 4 und 5-2021 der Cato.
von Siebo M. H. Janssen

86 Was Linke schreiben
Fremde Heere Links 75
Man kann nicht alle linken Stil- und Geisteblüten selbst auflesen, darum gibt es Lektüreberichte
von Ewgeniy Kasakow

89 Was die Mitte schreibt
Fremde Heere Mitte 75
Demokraten bei der Arbeit, beobachtet
von Ewgeniy Kasakow

91 Falscher Osterhase
Viehlosovieh: Kuckuck
von Michael Helming

93 Sentenzen für die Latrinentür
Pro Domo et Mundo 75
von Filbinger (fi), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi) und Ewgeniy Kasakow (ek)

94 Rezensionen in < 800 Z.
Kurz & Klein 75
von Martin Gohlke (mg), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi) und Martin Köhler (mk)

96 Lebende & Leichen: Gustav Bofinger (1906–1973)
Anatolische Vorahnung der Apokalypse
Wo man denkt, ein Trip in die Türkei lockt heutzutage keinen Leser mehr aufs Sofa, sieht das fix anders aus, findet die Reise 1944 statt. Untergangsstimmung dringt zäh durch die orientalischen Kulissen; vom Verfasser hört man bald nach seinem Debüt nichts mehr…
von Michael Helming

105 Stahlbeton
Archäontologische Warenkunde 75
von Marc Hieronimus

106 Autoren & Illustratoren

U1 Titelblatt von Georg Frost

Zusätzliche Information

Gewicht 330 g
Größe 21 × 30 cm