Klassiker in neuem Gewand
Wie dem Corpus Hippocraticum, einer Kompilation der antiken Medizin mit unklarer Autorschaft, mit computerlinguistischen Methoden zu Leibe gerückt wird, beschreibt die FAZ.
Donald ist ein Alter Meister: Die SZ hat die „Duckomenta“ im Ägyptischen Museum München besucht, wo die menschliche Kulturgeschichte anhand von Exponaten aus Entenhausen dargestellt wird. Ein anderer Donald wurde schon von Neil Postman vorausgesagt, dessen Problematisierung des Infotainment laut FAZ auch im digitalen Zeitalter seine Berechtigung hat.
Ebenfalls relevant bleibt Edward Bernays, dessen Anleitung zur Herrschaft via Propaganda Michael Andrick bei Telepolis vorstellt; deren Tücke und Brillanz liegt u.a. darin, genau die Manipulation zu betreiben, die es beschreibt. Ob auch Rudi Dutschke Bernays gelesen hat – oder war er ein Naturtalent? Die FR jedenfalls ist begeistert von der CD-Box „Die Stimme der Revolution“ mit Dutschkes besten Reden und ausführlichem Begleitmaterial.
Fragwürdige Zukünfte
Die Dystopie fällt der Science-Fiction leichter als die Utopie, konstatiert der Freitag. Demnach war die Zukunftsfiktion in der Anfangszeit der Umweltbewegungen noch optimistischer.
Catrin Misselhorns Einführung in die künstliche emotionale Intelligenz wird bei Spektrum gelobt.
Pilze sind hart im Nehmen und darum ideale Weltraumbewohner: Paul Stamets erklärt im äußerst spannenden Spektrum-Interview, was wir schon morgen von seiner Traumdisziplin der Astromykologie zu erwarten haben.
Linksgrüne Nöte
Stefan Gosepath erklärt im taz-Interview, warum es keine Gerechtigkeit gibt, obwohl sie allen wichtig ist, und warum ein Herzchirurg genauso viel wie eine Erzieherin verdienen sollte. Apropos: Die taz hat 27 sehr unterschiedliche Menschen danach gefragt, was ihnen der Begriff „soziale Gerechtigkeit“ bedeutet.
Je höher der Bildungsgrad, desto geringer die Sorgen wegen Zuwanderung: Die FAZ berichtet über eine Studie, die den Zusammenhang untersucht hat. Etepetete sind diese Leute noch dazu, weshalb die FAZ auch über eine Studie schreibt, die Merkmale des gehobenen Geschmacks von heute analysiert.
Die Kampagne „#GrünerMist“ ist nur die jüngste Episode der rechtsnationalen Kapitalfront, Klimaschutz als Verbotsideologie zu diskreditieren und Naturschutz als Heimatschutz zu verkaufen, wie Jutta Blume bei Telepolis schreibt und die Propaganda mit den Fakten vergleicht.
More Moor: Dem ökologischen und neuerdings auch politischen Feuchtbiotop widmet der Freitag ein A bis Z inkl. Arbeiterlied, Moorhuhn und Mumien. Tiere übrigens arbeiten gern für ihr Futter, mit Ausnahme von Katzen, den Energiesparern der Fauna, so lesen wir in der SZ.
Victor Kossakovsky, der „erste Vegetarier der Sowjetunion“, legt mit „Gunda“ einen wortkargen Dokumentarfilm vor, dessen Protagonistin eine Sau ist. Die taz erkennt in dem Film „Tarkowskis cineastische Metaphysik“ und ein pantheistisches Sehnsuchtsbild. Auch die SZ ist schwer beeindruckt von Gunda – dem Film und der tierischen Mutter im Zentrum – und warnt vor den Folgen für den Fleischexportstandort.
Um die Neuerfindung von Kultur und Natur geht es morgen mit Volker Demuth bei Essay und Diskurs im DLF. Dabei hilft vielleicht ein neuer Materialismus? Über den (im Plural) haben Katharine Hoppe und Thomas Lemke einen Sammelband vorgelegt, der der SZ die Theorie zum Zeitalter nach der menschlichen Naturbeherrschung (und dem Poststrukturalismus) liefert.
Leben und Wesen
Sommerferien dienen der Entspannung vermittels Distanz zum alltäglichen Betrieb und ähneln darin der Lebensmitte. Ursula Renz fragt in der NZZ mit François Jullien, wie man frisch und neu beginnt, ohne die alte Anspannung gleich wieder ins Spiel zu bringen.
Über Carl Gustav Jung unterhalten sich Verena Kast und Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio des WDR 5. Matthias Warkus liefert in seiner Spektrum-Kolumne eine ganz kleine Begriffsgeschichte des Absurden.
Die WELT gratuliert Herfried Münkler ziemlich persönlich zum 70. Geburtstag, zum neuen Buch „Marx, Wagner, Nietzsche“ und zum Lebenswerk überhaupt. Die ZEIT dagegen portraitiert die Historikerin Hedwig Richter und ihren kometenhaften Aufstieg zur nicht unumstrittenen bzw. beliebten Erklärbärin des Kaiserreichs.
Anlässlich des Falls von Kabul bringt Telepolis einen Auszug aus Roger Willemsens Afghanistan-Buch.
1 Gedanke zu „Links der Woche, rechts der Welt 34/21“