Links der Woche, rechts der Welt 32/20

Bücher

Mit „Alles unter dem Himmel“ argumentiert Zhao Tingyang gegen den westlichen Universalismus für einen kooperativen Kosmopolitismus und der Freitag bleibt seiner Utopie gegenüber skeptisch. +++ Bei der Lektüre von Markus Gabriels ontologischem Grundlagenwerk „Fiktionen“ stöhnt die SZ mehrfach, für wen das eigentlich geschrieben ist, wird aber fürs Durchhalten entschädigt. +++ Bei Spektrum wird der von Wilfried Rosendahl und Hiram Kümper herausgegebene interdisziplinäre Sammelband zum Thema Unsterblichkeit knapp rezensiert. +++ Hans Blumenberg war mehr Werk als Leben und so ist Rüdiger Zills vom Freitag rezensierte Biographie vor allem eine intellektuelle Biographie des noch zu entdeckenden Denkers. +++ Raul Zelik will laut Tagesspiegel den „politischen Zombie aufpäppeln“, indem er in seinem Buch „Wir Untoten des Kapitals“ dafür plädiert, mehr Öko-Sozialismus zu wagen. +++ Die FR erinnert an Simone de Beauvoir bahnbrechendes Werk „Das andere Geschlecht“ von 1949.

 

Radio

Das Leben ist nur erträglich, wenn wir ihm eine poetische Form geben, erklärt der Philosoph Peter Bieri im Philosophischen Radio des WDR 5. Der Querido Verlag in Amsterdam gab ab 1933 Exilliteratur eine Heimat und ist Gegenstand der heutigen Langen Nacht im DLF, wo es morgen in Essay und Diskurs weiter ums Fahrradfahren geht und Sein und Streit sich mittags u.a. mit dem Digitalkapitalismus und Wittgenstein im Otterthal befasst.

 

Berichte aus der Akademie

Vor 75 Jahren wurde erstmals die Atombombe im Krieg eingesetzt und Telepolis erklärt anschaulich die physikalischen und politischen Grundlagen der Kernenergie. +++ Studien, die Männer in einem guten Licht dastehen lassen, wirken unglaubwürdiger, wie eine andere Studie zeigt, über die die SZ berichtet. +++ Wer ein Zitat zitiert, als hätte er das zitierte Werk selbst gelesen, verstößt gegen die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens, und das sehen inzwischen auch Gerichte so, meldet die FAZ. +++ Neues vom Voynich-Manuskript: Der Ägyptologe Rainer Hannig ist dem Rätsel mit einem vilversprechenden Ansatz auf der Spur, wie die taz atemlos berichtet. +++ Hunde verstehen einzelne Wörter, weil ihr Hirn Sprache ähnlich verarbeitet wie das menschliche, berichtet Spektrum. +++ In Deutschland wird unversöhnlich über den Wolf debattiert. Telepolis blickt auf die Positionen und Argumente von badem-württembergischen Wolfsgegnern und -freunden. +++ Quallen werden u.a. als gesundes Nahrungsmittel erforscht und sind auch sonst interessanter als ihr Ruf, wie die SZ schreibt – natürlich ohne Verweis auf LW49, in dem die Qualle bereits als Viehlosovieh vorgestellt wurde.

(Photo: Pexels, pixabay.com, CC0)

Die Unordnung der Dinge

PEGIDAs Wiederkehr? Der Freitag blickt auf die seltsame Querfront, die vor einer Woche in Berlin gegen Infektionsschutzmaßnahmen bzw. „die Eliten“ demonstriert hat und die Wunden herzeigt, die der Kapitalismus schlägt. +++ Die ZEIT unterhält sich mit einem früheren Polizisten beim Spaziergang durch Leipzig-Connewitz über Rassismus und autoritäre Charaktere bei der Polizei. +++ Im FR-Interview warnt Micha Brumlik davor, Kritik an Israels Regierung mit Antisemitismus in Verbindung zu bringen, und wird kurz darauf von Meron Mendel ebenfalls in der FR sowohl inhaltlich wie für den übergeigten Ton kritisiert. +++ Dominik Rinnhofer ist Professor für Game Design und erklärt im SZ-Interview, wie Computerspiele neuerdings zu einem ökologischen und emanzipatorischen Bewusstsein beitragen können. +++ Der Freitag portraitiert den Öko-Marxisten Andreas Malm, der das Wort „Kapitalozän“ dem „Anthropozän“ vorzieht, weil man Verantwortung und Geschichte kennen und benennen muss, um die Klimakatastrophe abzuwenden. +++ Das Künstlerkollektiv Peng! sieht sich in der Tradition der Adbusters und hat jüngst einigen Wirtschaftsbossen einen Telephonstreich gespielt, mit dem es sich ein Portrait in der ZEIT verdient hat. +++ „Sei die Veränderung, die du sehen willst“: Die FR schreibt über Mahatma Gandhi und seinen Einfluss auf die Bürgerrechtsbewegung in den USA.

 

Trotz Philosophie

Für alle, denen die jüngsten Hegel-Biographien viel zu lang sind, hat die ZEIT eine knappe Zusammenfassung mit den spektakulärsten Wegmarken des schwäbischen Dialektikers im Angebot. +++ Minimalismus, bevor er cool war: OpenCulture empfiehlt die Kurzdoku von Kirsten Dirksen, die sich auf die Suche nach Wittgensteins Hütte in Norwegen gemacht hat. (Überhaupt sollte man bei OC regelmäßig reinschauen und z.B. die kostenlosen Philosophie-Kurse aus aller Welt „weg-bingen“.) +++ Guck an, auch der taz ist aufgefallen, wie oft Fußballtrainer und Bierbrauer von ihrer „Philosophie“ schwafeln.

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