Links der Woche, rechts der Welt 23/20

Disketten aufheben

Es gibt Publikationen, die noch unzeitgemäßer als eine Zeitschrift trotz Philosophie sind: Stefan Höltgen legt bei Telepolis eine lesenswerte „Archäologie der Disketten-Magazine“ vor, die ursprünglich in einem ebensolchen erschien. Was ist von einem Medium zu lernen, für das man einen Computer braucht, den die meisten nur aus dem Museum kennen? (01.06.20) [Wer einen C 64 hat (oder emuliert), besuche die verdienstvollen Kollegen von „Digital Talk“, die garantiert noch weniger Leser als der Lichtwolf haben.]

 

Die Menschen spinnen

Kreative Menschen sind oft exzentrische Menschen. Corinna Hartmann schreibt bei Spektrum über den Konnex von Macke, Delinquenz und Genie sowie über den Sinn der pubertären (und erwachsenen) Irrationalismen zwischen Neugier und Tollkühnheit. (05.06.20)

 

Kältetod des Kapitalismus

Sind hohe Zinsen vernünftig oder im allgemeinen Interesse? Da Ludger Eversmann bei Habermas keine Antwort findet, greift er zu Marx (und Paul Mason) und schreibt bei Telepolis über das Phänomen des tendenziellen Falls der Profitrate, also wie der Kapitalismus sich still und heimlich zu Tode siegt. (05.06.20)

(Photo: padrinan, Miguel Á. Padriñán, pixabay.com, CC0)

Bücher

Das hat ganz schön gedauert: Slavoj Žižeks Buch über die Corona-Krise und den Kommunismus ist da und die taz wirkt erschrocken über dessen Harmlosigkeit. +++ Macht Bock aufs Paradies im Hinterhof: Der Tagesspiegel stellt Jochen Wiedes Buch über die 3.500-jährige Geschichte der orientalisch-persischen Gartenkultur vor. +++ Ann Pettifor zeigt in ihrem von der taz besprochenen Buch „Green New Deal“, warum wir können, was wir müssen – nämlich eine neue Wirtschaftsweise etablieren.

 

Radio

Im DLF kommt heute die Lange Nacht über Charles Dickens und morgen beginnt bei Essay und Diskurs eine zweiteilige Reihe von Valentin Groebner über Tattoos. Queerness und Foucault, Rassismus und Polizeigewalt sind einige der Themen bei Sein und Streit und Stefan Brunnhuber und Jürgen Wiebicke unterhalten sich im Philosophischen Radio des WDR 5 über Angst und Orientierung in der Corona-Krise.

 

Die Unordnung der Dinge

Das rechts-ökologische Magazin „Die Kehre“ hat ihren Namen von Martin Heidegger und die taz guckt mal, von wem und für wen das Blatt gemacht wird. +++ Die Produktions- ist eine Lebensweise: Im Freitag denkt Michael Jäger mit ordentlich Marx in vier Teilen über die große Transformation nach. +++ Julia Fritzsche hingegen gibt der Linken im Freitag einige kommunikationstheoretische Tipps, um ihr politisches Potential endlich mal auszuschöpfen. +++ Eher Quer- als Volksfront: Die taz schreibt über Michel Onfrays Versuch, Frankreichs linke und rechte „Souveränisten“ hinter sich zu versammeln.

 

Trotz Philosophie

Endlich mal Ruhe: Die NZZ denkt über Stille nach. +++ Für alle, die mit Verschwörungsgläubigen diskutieren: Ein FAZ-Kommentar erinnert an den Spott und Frust, den sich Spinoza für seine Kritik am Geisterglauben einhandelte. +++ Postkolonialismus, Kunst und Philosophie: Die FR resümiert die Beiträge des Online-Festivals „Latitude“ des Goethe-Instituts. +++ Aller Aufklärung zum Trotz hatte und hat auch die Philosophie ein Rassismus-Problem, an das Matthias Warkus in seiner Spektrum-Kolumne erinnert.

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