Links der Woche, rechts der Welt 46/18

Einigkeit und Toleranz im Negativen

Reinhard K. Sprenger stört sich in der NZZ am ubiquitären positiven Denken, das stets mit Aktionismus und Raffgier verknüpft ist. Dagegen plädiert er für die Kraft des negativen Denkens, also einer Ethik der Vermeidung des Schlechten und findet dafür von Platon bis Popper Fürsprecher. (07.11.18)

 

Zwischen Gimmick und Menetekel

Dominik Irtenkauf analysiert bei Telepolis, wie Prothesen in der Science Fiction inszeniert werden und den Blick auf die Verschmelzung von Mensch und Maschine richten, die dank moderner Prothetik und Bionik längst im Gange ist und u.a. die Frage stellt, was ein Körper überhaupt (noch) ist. (11.11.18)

 

Hotel Mama statt Grandhotel Abgrund

Für das FAZ-Blogseminar portraitiert Philipp Frohn einen 25-jährigen Studenten, der von der Schule bis zur Uni alles in Reichweite seines Elternhauses bestritt. Das ist bequem, für viele angesichts hoher Mieten aber auch nicht anders zu schaffen – und die erste eigene Studentenbude wird ja ohnehin überschätzt. (13.11.18)

 

Zwei wie Dionysos und Apollon

Anlässlich der Langen Nacht der Philosophie unterhält sich die NZZ mit Vanessa Sonder und Patrizia Hausheer, die in Bars und Cafes die Grundsatzfragen des Lebens erörtern und gemeinsam ein Buch darüber verfasst haben. Es geht u.a. um den Weg zur Philosophie, ihren unendlichen Dialog und die dafür angemessene Sprache. (14.11.18)

 

Demokratie als normative Gestaltungsmacht

Rainer Forst beschäftigt sich in der FR mit dem globalen Trend zum Autoritarismus, der durch den Zerfall in rechte und linke Lager begünstigt wird. Er plädiert für eine Zivilisierung von Herrschaftsverhältnissen und damit für eine Rückkehr zum eigentlichen Begriff von Demokratie, der nicht von dem der Gerechtigkeit zu trennen ist. (14.11.18)

 

Es geht nicht mehr

Wer geht heute noch zu Fuß irgendwohin, wie es seit Millionen Jahren Brauch war? Claudia Mäder meditiert in der NZZ über das Gehen, seine Verbindung zum Denken und die Inflation der Schrittzähler und Wanderbücher „als Verlustanzeigen“ – und was dieser Fort-Schritt für Körper und Geist bedeutet. (14.11.18)

 

Der Roboter ist der perfekte Partner

Michael Hesse unterhält sich für die FR mit Nathalie Weidenfeld und ihrem Gatten Julian Nida-Rümelin über den digitalen Humanismus, dem beide gerade ein Buch gewidmet haben und der sowohl der menschlichen Faszination von künstlichen Ebenbildern als auch den Gefahren menschenähnlicher Roboter Rechnung tragen soll. (15.11.18)

 

(Photo: Greyerbaby, lisa runnels, pixabay.com, CC0)

Bücher

Eva Illouz beschäftigt sich in „Warum Liebe endet“ vornehmlich mit Sexualität, wie die taz bemerkt und die Analyse der sexuellen Befreiung und ihrer Folgen für zu kurz gegriffen hält. +++ Die WELT stellt Judith Schalanskys barockes „Verzeichnis einiger Verluste“ vor, das Artefakte, Orte oder Lebewesen portraitiert, von denen nur noch die literarischen Spuren übrig sind, die sie hinterließen. +++ Hans Magnus Enzensberger hat den Diderot-Dialog von 1774 wider das Vorurteil von der atheistischen Amoral neu übersetzt und die NZZ empfiehlt das schmale Bändchen. +++ Außerdem erblickt die NZZ in Eckhard Nordhofens „Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus“ eine „kleine Sensation“, weil darin die Geschichte der monotheistischen Schriftreligionen als Mediengeschichte erzählt wird. +++ Der Tagesspiegel freut sich über Eike Schönfelds gelungene Neuübersetzung von Charles Darwins „Der Ursprung der Arten“. +++ Ebenfalls im Tagesspiegel wird die Vortragssammlung „Das verhängnisvolle Dreieck“ rezensiert, worin Stuart Hall Rasse, Ethnie und Nation als die drei Hindernisse auf dem Weg zum politischen Subjektsein ausmacht.

 

Das Weitere und Engere

Aus dem Lichtwolf in die Welt: Gibt es den Lichtwolf eigentlich auch außerhalb dieses „Internets“? Ja, hier! +++ Die Monate und Jahreszeiten der Renate von Charlottenburg werden in der Galerie des Bildungshauses Sodalitas in Tainach im österreichische Bundesland Kärnten vom 19.11.2018 bis 7.1.2019 ausgestellt. +++ Bdolf live: Der Kosmische Penis ist inzwischen 100 Ausgaben stark und im Rahmen der Feierstunde „100 Heftle Kosmischer Penis“ wird u.a. Bdolf am Samstag, 24.11.2018, ab 20 Uhr im Stattbahnhof Schweinsfurt rocken: Musik, Worte, kosmische Getränke und Überraschungsgäste sind angekündigt, nur „die Berührerin“ hat wg. technischer Probleme absagen müssen.

Kunst und Revolution: Die FAZ berichtet von einer Frankfurter Tagung zur Frage „Ist Kunst widerständig?“, wo man von Bruegels Wimmelbildern bis zu Rancières neuer Menschheit eher Subversion als Revolution entdeckte. +++ Arno Widmann unterhält sich in der FR mit Mark Jones über die revolutionäre Gewalt vor 100 Jahren und ihre Parallelen zum heutigen Diskurs. +++ Die FR hat einige Freunde des Steampunk besucht, die die Ästhetik der Zeit futuristisch aufbrezeln, als die Dampfmaschine die Welt für immer veränderte.

Aus den Wissenschaften: Lügner kann man mit einer Wärmebildkamera enttarnen, wie in der SZ zu lesen ist. +++ Alexander Mäder setzt sich bei Spektrum mit Notwendigkeit und Grenzen der Wissenschaftskommunikation und der Popularisierung von Forschung auseinander.

Trotz Philosophie: Die WELT trägt einiges aus dem Werke des Erasmus von Rotterdam zusammen, um zu zeigen, wie widersinnig es ist, dass sich die Parteistiftung der AfD nach diesem Humanisten benannt hat. +++ Die taz überlegt, ob die Welt eine bessere wäre, wenn Lothar Deich anstelle von Peter Sloterdijk der Lieblingsphilosoph des Feu wäre. +++ Die FAZ wiederum fragt launig kommentierend, ob beim Aufbruch von 1968 mehr rumgekommen ist als dieses eine Dutschke-Gaus-Interview in Schwarzweiß.

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