Milchmädchenrechnungen – Bonusmaterial I

Im aktuellen Lichtwolf mit dem Titelthema „Milchmädchen“ geht es auch um deren Rechenkünste. Dem Internet zum Plaisir gibt es an dieser Stelle einige zusätzliche Beispiele.

Blick auf einige Illustrationen für Lichtwolf Nr. 61 zum Thema Milchmädchen.

Erleichternde Abzüge

„Also, Sie beauftragen uns, Ihr Einkommen nachhaltig zu nutzen. Das heißt, ein Drittel erhalten Sie schon nach Ablauf von 30 Jahren zurück, falls Sie es wünschen. Noch besser: Sie lassen das Geld weiter für sich arbeiten. Bezogen auf 100 Jahre sind das ja zunächst schon mal zirka 30 Prozent. Ich habe das hier graphisch aufgezeichnet, um es Ihnen einmal ganz transparent zu machen. Sehen Sie. Die 70 Prozent können wir so verrechnen, dass Sie uns den größeren Teil davon überlassen, wobei wir gleich in den nächsten Tagen, damit sich die Laufzeit für Sie schon jetzt verkürzt, einen runden Betrag von Ihrem demnächst zu erwartenden Guthaben auf unser Sonderkonto übertragen, so dass Sie da gar kein schlechtes Gewissen zu haben brauchen. Solche Abzüge sind finanzierungsethisch gesehen große Erleichterungen. Nach weiteren 30 Jahren werden wir Ihnen gerne die dann durch Sie vorgestreckten Zahlungsbeträge quittieren. Bei künftiger Gehaltserhöhung werden wir neue Anpassungen vornehmen, so dass Ihnen von dem, was wir einziehen, gar nichts zur Last fällt. Sie sehen, das rechnet sich.“

– Rüdiger Spiegel

 

laetus moriar

Thomas Diethart, ein österreichischer Skispringer gewann 2014 im milchzarten Alter von 21 Jahren die Vierschanzentournee. Im Interview sagte der enthusiasmierte Gewinner wörtlich „ein Kindheitstraum ging in Erfüllung“. Ich dachte: Er ist doch noch ein Kind! In einem Text über das Alter pries Schopenhauer die späte Erfüllung. Nach dem Motto: Was lange währt wird endlich gut. Wer zu früh in seinem Leben erfüllendes Glück erlebt, der hat dann noch ein ganzes Leben vor sich. Und das muss er irgendwie gestalten. Und wie? Wenn man schon mit 21 seinen Kindheitstraum erfüllte? Was soll jetzt noch kommen? Genau genommen wäre es perfekt für ein Leben, wenn man ganz kurz vor seinem Tod das große erfüllende Erlebnis hat. Denn dann stirbt man wirklich glücklich. Schopenhauer wusste, wovon er redete, denn er erfuhr erst im hohen Alter die Anerkennung, die er sein Leben lang gesucht hat. So war er am Ende doch ein Weiser. Weil er zum Ende hin Glück hatte und seine innere Erfüllung gefunden hat. Vielleicht liegt es ja daran, dass so mancher Kinderstar so erbärmlich abstürzte. Denn wir wissen wie schwer es ist, das Glück länger festhalten zu können. Wer es also früh am Schopf packt, dem wird es auch früher wieder entwischen. Und er wird unglücklich sterben. Denn ein Mal mag man das Glück einfangen. Aber zweimal, dreimal? Das Glück ist viel zu raffiniert dazu. Bleibt so lange wie möglich unglücklich und packt im letzten Augenblick noch zu!

Von Thomas Diethart hat man seitdem nichts mehr gehört.

– Bernhard Horwatitsch

 

Antiheld

Die Polizei rät, nicht den Helden zu spielen, wenn man Opfer eines Raubes wird. Mein Cousin Jürgen machte sich bei solcher Gelegenheit sogar mal zum Antihelden und fuhr damit nicht besser. Er verbrachte den Sommer in Schweden, wo es wenig Kriminalität gibt. Daher hatte er keine Bedenken, nachts allein durch Stockholm zu gehen; taghell war es ohnehin überall, außer in der Fußgängerunterführung am Karlbergsvägan. Ausgerechnet dort begegneten ihm zwei breitschultrige Typen, die ihn zunächst auf Schwedisch und dann auf Englisch ansprachen und einen höheren Geldbetrag forderten. Jürgen lehnte ihr Ansinnen ab und versuchte, die Situation im Gespräch zu entkrampfen. Da drückte einer der beiden meinen Cousin an die Wand, derweil der andere ein Messer zog und es ihm unter die Nase hielt. Er hatte circa vierhundert Schwedenkronen – umgerechnet etwa vierzig Euro – in der Tasche, die er angesichts der Situation gern verloren gab. Dabei verschwieg er jedoch, dass er in der anderen Hosentasche noch einen großen gelben Euroschein bei sich trug, den er so zu retten hoffte. Die zwei Herren bestanden aber auf Entleerung aller Taschen, wobei auch dieses Geld zum Vorschein kam. Eben wollte er es Messer-Jocke und Blut-Svente aushändigen, da kam ihm eine total spinnerte Idee und er verschluckte die zweihundert Euro kurzerhand vor ihren Augen. So behielt er das Geld, selbst wenn es hinterher zum Bezahlen unbrauchbar sein mochte. Die zwei Schweden fanden diese Wendung gar nicht witzig und zwangen ihn nun ganz konsequent, seinen Ehering und seine Armbanduhr zu essen, bevor sie ihn zusammenschlugen.

– Filbinger


Lichtwolf Nr. 61 (Milchmädchen)

Weitere Milchmädchenrechnungen finden Sie in Lichtwolf Nr. 61, als werbefreies Paperback mit 112 Seiten im A4-Format für 8,50 Euro (inkl. Versand) hier im Einkaufszentrum erhältlich – oder als DRM-freies E-Book für Amazon Kindle oder im offenen epub-Format zum Preis von nur 3,99 Euro.

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