Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Ins Gesicht“

von Bdolf

 

1.) Von „Eines Mannes Rede sei ‚ja-ja‘ oder ‚nein-nein‘ … !“ des Religionsstifters Paulus bis zum Stachelschweingleichnis des mutmaßlich verstorbenen Philosophen Schopenhauer – so weit reicht das Feld des Ins-Gesicht-Sagens –

2.) – und dann „Ich sag’s dir ins Gesicht“ – wie eindimensional darf Kommunikation sein?

3.) „Facial“, wie der Angelsachse das Ablegen der DNS ins Gesicht und nicht in die dafür eigens eingerichteten Kanäle nennt, ist das schlagendste Symbol einer Kultur, die so verunsichert vor sich hin deliriert, dass sie nur noch das Offensichtlichste akzeptiert.

4.) Manchmal ist es, „wenn man in einem Gesicht liest wie in einem offenen Buch“, leider nur die Anmaßung, jemandem etwas ins Gesicht hineinzulesen.

5.) In dem ungemein erhellenden Bändchen „Nie wieder Sex!“ gibt eine etwas ältere Zeitgenossin zu Protokoll, „die Neigung der Männer, einem Sperma ins Gesicht zu spritzen motiviere sie ganz und gar nicht, eine weitere Partnerschaft einzugehen!“ Manchmal muss man eben doch der Wahrheit ins Gesicht schauen.

6.) Früher vermeinte man, das Laster schreibe sich ins Gesicht ein. Heute weiß man, es ist nur die Hässlichkeit, die sich in das Gesicht einschreibt.

7.) Den Subtext des Ins-Gesicht-Geschriebenen liest man an der Nasenspitze ab.

8.) „Your pretty face is going to hell …!“ (Iggy Pop) – manchmal schildert der Sänger Wahres. Über Informationen, die sich so im Gesicht finden lassen.

9.) Dass das Gesicht schon verloren ist, findet sich selten als Info im Gesicht.

10.) „Gesichte haben“ bedeutet im anachronistischen Sprachgebrauch „Visionen haben“. Also (vgl. Schmidt, Helmut) etwas, das einen Arztbesuch erforderlich macht.

11.) Allen Kulturpessimisten zum Trotz: Es ist nicht die Gesichtsbesamung, die den demographischen Wandel bedingt.

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