Die größte Bratwurst der Welt: Welches Monster sollte Berlin heimsuchen?

…dies frug es im Vorfeld dieser monströsen Ausgabe aus dem einköpfigen Herausgebergremium heraus, das damit natürlich auf ein Stück vom untoten Berlin-Rummel aus war, und fünf Autoren gaben ihren Senf zu der Frage ab!

von Bdolf, Magister Maier, Michael Helming, Timotheus Schneidegger, Tina Wirtz, 20.03.2011, 13:56 Uhr (Neues Zeitalter)

 

Der Siezer kommt

Wenn es darum geht, meinen Senf zur größten Bratwurst der Welt dazuzugeben, ziehe ich mich normalerweise mit einem raffinierten Kunstgriff aus der Affäre. Ich formuliere ein paar Sätze zu einem Thema meiner Wahl, stelle einen völlig willkürlichen Bezug zur Ausgangsfrage her und hoffe dann, dass die Redaktion nichts bemerkt. Sie bemerkt normalerweise zwar doch etwas, lässt sich aber ihrerseits nichts anmerken und druckt meinen Text einfach ab. Ein toller Trick, auf den ich diesmal aber ausnahmsweise verzichte. Weil ich sehr genaue Vorstellungen davon habe, welches Monster Berlin nicht nur heimsuchen sollte, sondern hoffentlich auch schon bald heimsuchen wird.

Es handelt sich bei diesem Monster um ein Wesen von ausgesuchter, ja nachgerade aufdringlicher Höflichkeit. Um eine Bestie, die die Berliner in Angst und Schrecken versetzt, indem sie etwas tut, was dieser verkommenen Saubande selbst niemals einfallen würde. Es ist: der Siezer. Ein Ungeheuer, dass zwar vielleicht perdu ist, aber bestimmt niemals per Du. Ein nonkonformistischer Kobold, der ihnen allen, allen das Sie anbietet: den Alternativen aus Kreuzberg wie den Kreativen vom Prenzlauer Berg; den Homos aus Schöneberg wie den Schwulenhassern aus Neukölln; den Sophie-Maries aus Zehlendorf wie den Cindys aus Marzahn. Und wenn im Wedding ein kleiner Gangster zu ihm sagt: „Ich schlag dich Sohn von einer Hure Krankenhaus“, besteht er erst recht auf einer korrekten Anrede. Denn er ist Deutschlands höflichstes Monster.

Also pass auf dich auf, Berlin! Wenn es Nacht wird, kommt der Siezer zu dir. Bzw. zu Ihnen.

– Magister Maier

 

Die größte Bratwurst der Welt

 

Textilophagen

In keiner Stadt der Welt verschwinden, auf die Anzahl der Haushalte gerechnet, mehr Socken in Waschmaschinen als in Berlin. Seit 1989 hat sich dort die Anzahl der beim Reinigen abhanden gekommenen Textilschläuche mit über 376.000 Stück pro Jahr mehr als verdreifacht. Immer häufiger kommt es deshalb in Wohngemeinschaften oder Familien zu Konflikten, da zu Unrecht Personen im näheren Umfeld für fehlende Strumpfwaren verantwortlich gemacht werden.

Wie die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) jetzt bestätigte, sind tatsächlich über 98 Prozent aller registrierten Fälle auf sockenfressende Ungeheuer zurückzuführen, deren Population in der Spreemetropole jüngst deutlich angewachsen ist. Wie viele Sockenfresser genau zur Zeit in Berlin leben, ist laut GWUP nur sehr schwer zu ermitteln, auch weil die scheuen Textilophagen nomadisch leben und sich nie längere Zeit in einer Waschmaschine aufhalten.

Der Senat will sich nun endlich des Problems annehmen und die Ungeheuer mit einem behördlichen Fütterungsprogramm aus den Wohnungen der Bürger an monstergerechte Futterstellen locken. Bis zum Herbst soll die Aktion mit einem Testlauf in zunächst vier Bezirken starten. Der Bedarf an Futtersocken soll sich dabei aus Kleiderspenden decken. Trotz intensiver Bemühungen gelang es der Industrie bisher nicht, Waschmaschinen gegen den Befall von sockenfressenden Monstern zu sichern. Ein Sprecher von Miele erklärte dazu auf Anfrage, man wisse immer noch viel zu wenig über die seltsamen Untiere, obwohl längst Milliarden in deren Erforschung flössen.

– Michael Helming

 

Horst Krawuttke

Unter anderen Umständen hätte sich die eine Hälfte der traditionell gespaltenen Berliner über ihn kaputtgelacht, die andere hätte ihn kaum von sich unterscheiden können.

Horst Krawuttke ist vom alten Schlag, Filzhut auf dem Kopf und eine Windhose aus Feinripp am Rumpf. Die neue Rechtschreibung ist ihm zuwider und er könnte sich diese Verschrobenheit durchaus leisten, die in beleseneren Kreisen als Ausweis von Klasse gilt. Doch er rechnet auch alles in D-Mark um, freilich ohne die Inflation zu berücksichtigen, die uns nur der Jude mit seinen Finanzmarktschwindeleien eingebrockt hätte. Horst Krawuttke bleibt überdies bei den vierstelligen Postleitzahlen, wenn er zusammengefaltete Umzugskartons an Verlage oder Rundfunkanstalten adressiert. Auf die Rückseite schreibt er fein säuberlich mit Edding, welche Rechtschreibfehler die gestrige Ausgabe der Tageszeitung verunziert haben, dass deren Schrift zu klein und das Radiogedudel zu leise, während die Werbung viel zu laut sei. Bei den Türken stänke es nur nach Knoblauch, da müsse mal dringend jemand draufhauen, und die twitternden und simsenden Zugezogenen, die er über den Haufen rennt, seien doch selbst schuld.

Die Berliner Blogger würden einen wie ihn denn auch gar nicht beachten, wäre er nicht 12 Meter groß und gegenüber dem ständigen Getippe und Geklicke in seiner Stadt aufgeschlossener. Seinen Dackel Fipsi hetzt er in die Szenecafés und dem 20 Zentimeter durchmessenden After des Tiers entschlüpfen weiter Gewölle aus iPods, Designerbrillen und anderem Scheiß, bis die Bundeswehr endlich im Innern eingesetzt werden darf.

– Timotheus Schneidegger

 

Alle Monster sind schon da

Der Optimismus hat seinen guten Ruf längst verwirkt. Seit mittlerweile nicht unerheblich langer Zeit wissen wir, dass wir besonders eines zu fürchten haben, die Hoffnung. Genauer gesagt, seit dem 22. November 2005. Welcher Monat hätte auch passender sein können als der November, der naturgemäß nichts zu bieten hat außer düsteren Tagen, finsteren Gedanken und Endzeitstimmung. Die einzigen, die im November gut gelaunt sind, sind Selbstmörder. Und Angela Merkel, denn sie erblickte am 22. November 2005 das Licht der Macht, sie wurde Kanzlerin. Ein Schelm, wer da irgendeinen Zusammenhang sieht. Seit diesem Novembertag hockt die protestantische Kapitalistin im Kanzleramt wie eine vollgeschissene Socke und hat es sich in ihrer selbsterschaffenen Ich-AG bequem gemacht. Immer wieder aufs Neue umgeben von gezielt ausgewählten Rückgratlosen, von treudoofen Trollen mit dem Lebensmotto, „wer kriecht, stolpert nicht“, laviert sie sich von Legislaturperiode zu Legislaturperiode. Wobei die schwarz-gelbe Koalition wahrhaftig ein Horrorkabinett darstellt, das Seinesgleichen sucht. Es ist beängstigend. Auch ohne Wikileaks ist klar, nicht Deutschland schafft sich ab, sondern Schwarz-gelb schafft Deutschland ab. Aber Angela Merkel wird bleiben. Für immer. Wenn sie nicht stirbt. Ja, die Pfarrerstochter aus dem nahen Osten ist geschickt, die Frage ist nur, VON WEM, VERDAMMT NOCHMAL?! Mit anderen Worten, bzw. um auf die Frage zurück zu kommen, welches Monster Berlin heimsuchen sollte, was will man Berlin noch zumuten? Das Monster ist schon da! Alle Monster sind schon da!

– Tina Wirtz

 

Der größte Bruder

Jedes weiß: unser Land hat Probleme … ernste Probleme, schreckliche Probleme … und glaubt noch jemand ernsthaft, durch Durchkreuzen eines kleinen Kreisfeldes ließen sich ebendiese lösen? Träum(t) weiter!

Es hilft nur eine echte Lösung, ein wahres Monster von einer Lösung – ein Monster IST die Lösung!

Pol Pot wird exhumiert – der Leichnam bekommt eine Mixtur aus 500%tigem Superviagra(R), 5kg extra starkem LSD-25, 15kg konzentriertem Methylamphetamin, Pestwurz, Bilsenkrautabsud und Stechapfelkonzentrat, zu schweigen von Mutterkorn und übersättigtem Weingeist – dann wird mit einem Kabel zur 380.000-Volt-Überlandleitung der sterbliche Überrest initial gezündet – voila – überlebensgroß steht der Bruder No. 1 vor uns!

Alte FDJ- und Betriebskampfkader werden aus dem Untergrund zurückgerufen – die neuen Roten Khmer.

Bruder No. 1 ist durch unsere sinnfälligen Manipulationen ca. 250 Meter groß, dank paranoischer Wirkstoffkombination extrem schlechter Laune, gesegnet mit einer Dauererektion wie ein Baukranausleger. Mit der wird der Reichstag abgerissen.

Und dann wird überhaupt aufgeräumt.

– Bdolf

 


Lichtwolf Nr. 33

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