Betrifft: japanische Atommonster

von Timotheus Schneidegger, 15.03.2011, 20:02 Uhr (Neues Zeitalter)

Es ist genau wie im Film: Wenn der Ozeanboden bebt – sei es wg. Tektonik oder wg. Atomtest – wird Godzilla aus seinem Schönheitsschlaf gerissen. Nun, da das große Erdbeben in Japan den Feuilletonisten wieder allerhand Gelegenheit zur Kontingenzbeschreibung gegeben hat, holen sich die ferndiagnostischen Popkulturexperten auch reihenweise Godzilla ins Boot. Das Vieh stapft überall herum, von der taz über die FAZ bis hin zur WELT.

(Was davon im Übrigen zu halten ist, bringt Bdolf im kommenden Heft schön auf den Punkt: „Erstsemester [!] weisen gerne darauf hin, die Begeisterung der Japaner für ihre 60er Jahre „Horror“-Filme resultiere aus ihren Atombombentraumata zu Ende des Zweiten Weltkrieges. Aussagen wie diese sagen wenig über „Monster“ aus, aber viel über die Erstsemester-Qualität der Erstsemester.“, Lichtwolf Nr. 33, S. 25)

Apropos Nr. 33 und damit unsere lieben Abonnenten schonmal bescheid wissen, wenn am Samstag die Frühlingsausgabe des Lichtwolf mit dem Titelthema „Monster“ im Briefkasten liegt: Die Nummer 33 ist am 10. März, einen Tag vor dem Erdbeben in Druck gegangen. Wenn darin also u.a. sowie en passant die Rede ist von der japanischen Vorliebe für „städteverwüstende Nuklearmutanten“, so hat das – wie hier üblich – nichts mit in tagesaktueller Hektik zurechtkonstruiertem Gegenwartsbezug zu tun, sondern ist gewohnt apodiktisch, mithin überzeitlich gemeint.

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