von Timotheus Schneidegger, 12.11.2009, 00:08 Uhr (Neues Zeitalter)
B: Bewegst Du Dich im öffentlichen Raum?
A: Wenn es sich nicht vermeiden lässt, ja, dann lasse ich mich blicken und man guckt dann auch stets zurück.
B: Sperrst Du auch die Ohren auf?
A: Auch das. Was haben die Deinen vernehmen müssen, dass Du Dich so versperrst?
B: Flitzerblitzer. Dauerparodiesendungen.
A: Das ist originell.
B: Was ist der Unterschied zwischen dem Hinweis auf eine Geschwindigkeitsüberwachung und der Warnung vor einem Flitzerblitzer?
A: Ein Stück Zeit, ein Stück Witz.
B: Beide muss man jedoch frisch zu mischen verstehen.
A: Dir macht das Bauchweh?
B: Ich muss kotzen, ja.
A: Lasse nur alles heraus, häppchenweise und auch die Brocken.
*Musikeinspielung*
B: Wo kommen all die verschissenen Eco-Seminaristen und Baudrillard-Schleimer her? Gibt es derer überviele oder keine wichtigeren Zeichen mehr zu kapern?
A: Gewiss von beidem ein Stück! Die frischen Radiofritzen wollen eben nicht die Straßenverkehrsordnung verlautbaren, das würde den Motoristen die Freude am freien Fahren und am Funk vergällen! Was gilt’s!
B: Eben nichts, der Golfprolet so wenig wie die Omas und Tiere, die er totfährt. Wer jedoch kann auf die Idee gekommen sein, diesen zeitlosen Unwitz im Rundfunk zu verbreiten?
A: Eine Eco-Leserin etwa?
B: Sie muss jedenfalls in der Nähe sein und schämt sich weder für das Umwerten auf Latrinenniveau, noch dafür, dies in Rechnung zu stellen.
A: Gewiss, auch sie hat für Lebensabschnittspartner und Miete zu sorgen! Und der lustige Widerstand gegen die Gängelei unserer freiheitlichen Medien, werbliche Inhalte als solche – gar als Dauerwerbesendung zu kennzeichnen, verleidet Dir gleichfalls den Verkehr?
B: So ist es. Bald schon kann man sich dafür bezahlen lassen, überall Kleingedrucktes einzublenden, damit es beizeiten unsichtbar wird.
A: Nun, da sollte eine schwule Sau wie Du eben mit der Zeit gehen, die auch das Leben der Zeichen bestimmt!
B: Meinetwegen, doch es stört mich, dass die Straßen mit hungernden Semiotikern überlaufen, die für Geld alles solange umwerten, bis es bricht.
A: Dann lieben alle alles!
B: Außer mich und Dich.
A: Nun, dann werden wir endlich frei und gleich sein!
B: Vielleicht trüge es den in die Kloaken quellenden Überschuss ab, würden sich die semiotischen Guerilleros selbst umwerten.
A: In Deiner Klage verbindet sich der Kulturpessimist mit dem Ökonom: Jener will zur Mehrung seiner Geltung und seines Einflusses verknappen, dieser zur Mehrung seines Geldflusses.
B: Als wäre in der Kultur überhaupt noch etwas ohne Ökonomie darin! Wann ist Dir zuletzt ein Gedanke begegnet, in dessen Blutverwandtschaft Du kein gewerbliches Kalkül erahntest?
A: Bleibe mir fort mit Deinem Blut & Hoden, mein Lieber!