Kükators zweiter Videostreich

von Timotheus Schneidegger, 23.01.2008, 10:53 Uhr (Verlorenes Zeitalter)

Der Kükator, neuerdings mit eigener Videokamera unterwegs, hat in der „Juhutube“ seinen zweiten Kurzfilm eingestellt: Das anderthalbminütige Machwerk gibt sich vordergründig als schlichte Verlesung des Manifests für mehr Schmusetherapie aus. Der geniale Clou: Vorgetragen in der lingua franka des Raubtierkapitalismus erhebt der Text gesamthumanen Anspruch, erobert die Zeichen des globalen Finanzmarkts und weiß sie umzudeuten und neu zu arrangieren zu einer Botschaft, die dem ursprünglichen Sinn des Ausbeutens um des Ausbeutens willen diametral entgegengesetzt ist. Es handelt sich um Videokunst der Brüche und des Brechens: Das Englisch des Kükators ist gebrochen, eine Sympathiebekundung an den literarischen Topos des in unserer Zeit so häufig mißverstandenen Fremden; der Vortragsstil bricht mit dem Gestus des souveränen Alleinunterhalters, um auch hier auf eine Welt der Wärme jenseits von Viva und „Two Girls One Cup“ zu verweisen; die kongeniale Handkameratechnik zeigt dem Dogmafilm ebenso den überlegenen Stinkefinger wie dem Bildreporterkino von Blair Witch bis Cloverfield, ein geradezu postmoderner Stilbruch ebenso wie die unverblümt und ungeschnitten ausgetauschten Regieanweisungen und Rückmeldungen des Kameramanns, die dem Rezipienten in an Postman mahnender Manier das Medium der Message ins Bewußtsein rufen und so zum Teilhaben aufrufen – nicht nur am Filmkunstwerk selbst, sondern auch am Schmusen und Liebhaben, das damit voller Verve und Humanität eingefordert wird. Fünf Sterne!

Hier geht’s direkt zum neuen Video, und hier zum Kükator-Kanal auf Youtube.

Nachtrag: Und schon das nächste neue Video vom Kükator – diesmal halt auf Italienisch, Rest wie gehabt.

Schreiben Sie einen Kommentar