Abgesang auf Freiburg

Anläßlich des Gott sei Dank allerletzten hier verbrachten Sommersemesters

von Timotheus Schneidegger, 01.07.2007, 21:45 Uhr (Freiburger Zeitalter)

»Vorschläge, um mich dieser Stadt wieder zu gewinnen: Änderung des Dialekts und Verbot der Fortpflanzung.«

– Karl Kraus, Die Fackel Nr.323, 18.5.1911, S.16

Nichts widerlegt die Existenz eines gütigen und gerechten Gottes so schlagend wie Freiburg, die südlichste Großstadt Deutschlands in den Grenzen von 1937. Es darf nicht sein, ist aber wohl leider so, daß noch niemand ein J’accuse der ekelhaften Erzniedertracht dieser zur Siedlung umgestülpten Ruhestörung und Umweltverschmutzung entgegengeschrien hat.

Geprägt ist dieses infame Gesiedle von dunklen Ecken, in denen grimmig und bitter in die Bächle gepisst wird, aus denen hundert Meter stromabwärts ein Hund trinkt, mit dem sich eine Minute darauf das behütete Studienrätesproß fröhlich sein Eis teilt. Sofern sich eben dieses Kind den uns allen eingegebenen Funken der Vernunft bewahren kann, was im Breisgau nahezu ein Ding der Unmöglichkeit ist, wird es irgendwann einsehen, doch nicht in einer Großstadt und schon gar nicht in auch nur ansatzweise zivilisierter Umgebung aufgewachsen zu sein; und nur vierzehn Milchkaffeesorten unterscheiden sowie sich über Sonnenschein freuen zu können; mit selbnämlichem verhält es sich in Freiburg wie mit der Psychiatrie: Entweder, man geht rein, weil man verrückt ist, oder man wird verrückt, weil man reingegangen ist. Wer einen Freiburger auch nur fünf Minuten lang beobachtet, wird eingedenk dieser Faustregel keine Probleme haben zu glauben, daß diese ins monströse verniedlichte Jauchegrube die deutsche Stadt mit den meisten Sonnenstunden ist.

Regensburg, München und Bonn mögen in ihrem Streit darum, wer von ihnen nun die »nördlichste Stadt Italiens« ist, noch nicht vollkommen in architektonische und sittliche Verwahrlosung hinabgesunken sein. Freiburg ist da schon einen Kopfsprung weiter; die hiesige elendig eingesüdete Frohsinnsgastronomie und Betrügertouristik zieht v.a. Italienfreunde an, denen der Stiefel zum Leben zu schmachvoll ist, weil der Kellner ihnen dort auf die Bestellung des Latte Macciato – oder was auch immer das gerade angesagte Brackwasser mit Milchschaumhaube ist – nur den Vogel zeigt, es keinen Löffel neben den Pastateller geschmissen gibt und ihr Italienisch zwar ausreicht, um in Freiburgs widerlichen Schickimicki-Dissen den kosmopolitischen Südhang aus dem Unterhemd quellen zu lassen, aber nicht um einen dem Chianti verfallenen neapolitanischen Raufbold zu besänftigen. Nicht daß die mißgebildeten Ureinwohner dieses im subtropischen Klima eitrig schwärenden Saustalls mit Altstadt harmloser wären. Aber der echte Freiburger Urbobbele, ist, bei all seiner Zivilisationsunfähigkeit, wenigstens darin noch bodenständig. So betrachtet er die flippigen Pseudobobbele auch mit der angemessenen Verachtung, die z.B. auch ein Ungar, genährt mit einem jede schwärmende Fremdenverkehrskauffrau restlos entlaubenden Gulasch, jedem Hampelmann entgegenschleudern würde, der meint, vierzehn Tage auf einer Budapester Donaubrücke über den Unsinn des Lebens zu grübeln sei »total in die Melancholie des Landes eintauchen«. Wer Budapest als »Paris des Ostens« verunglimpft, um den eigenen Trip dorthin zu entschuldigen, wird es als Sakrileg empfinden, Paris das Budapest des Westens zu nennen, vermutlich weil diese Betonwucherung an der Seine mitsamt seiner Bewohner und Fans noch beschissener ist als Freiburg, das von seinen sonnenstichigen Imageberatern eben (unter – der schlichten Strunzdummheit geschuldeten – Umgehung der drei anderen genannten Kandidaten) als nördlichsten Stadt Italiens ausgegeben wird. Es entspräche der Logik dieses schreienden, für Freiburger Verhältnisse aber noch naiven, Irrsinns, Berlin zukünftig als das Algier Deutschlands und Weil am Rhein als das Rio de Janeiro Europas zu bewerben. Nach der gleichen Logik der Verortung des Fürschönerklärten im Südwesten wäre das Städtchen Pewek an der ostsibirischen See, also ganz weit rechts oben auf der Karte, die häßlichste Stadt der Welt. Doch muß es sich einzig schon wegen der Entfernung zum von Freiburgs strotzender Abartigkeit auf Jahrmillionen kontaminierten Breisgau um das Paradies handeln.

Die Heterogenität des imbezilen Menschenschlags, der diese im Zentrum des Oberrheinbeckens aufgehäufte Sittengeröllhalde bevölkert, ist eine scheinbare und verdeckt schimmernd wie ein Schmeißfliegenpanzer lediglich verschiedene Symptome eines kompletten Kulturmangels, der die Grenze zur Debilität weit hinter sich läßt und die Unanwendbarkeit von §1 GG auf die von Heimtücke und Faulheit geprägten Einwohner Freiburgs nahelegt. Unfähig, staatliche Autorität hervorzubringen oder eine sittliche Gemeinschaft zu bilden, wälzen sie sich madenhaft in einem Naturzustand übereinander, in dem sie trägheitsbedingt lediglich mit ihren Lästermäulern über einander herfallen und sich am Mißgeschick anderer weiden, anstatt sich – der Menscheit zum Wohlgefallen – bis auf den letzten Mann gegenseitig totzuschlagen. Eine relative, wenn auch absolut abscheuliche Agilität herrscht nur auf den Verkehrswegen; die Autobahn, die Freiburgs Grundversorgung an motorisierten Irren sichert, oder die mit guten Ratschlägen abgepolderten innenstädtischen Fußgängerzonen. Übrigens die einzigen der Welt, in denen man allezeit zu fürchten hat, von einem mobilen Halbaffen aus der Gattung »Liefer-, Kurier- und Taxifahrer« totgefahren zu werden. Leider trifft es aber immer die falschen.

Die liebste Fortbewegungsart ist dem wesenhaft verbrecherischen, doch ob seiner Beschränktheit leicht zu überlistenden Freiburger jedoch nicht das Laufen, Fahren oder Fliegen, sondern anderen Leuten im Weg herumzustehen. Unfähig, einfach von A nach B zu gehen, taumelt dieser personifizierte Spam durch die Gässle. Hier flockt er sich vorzugsweise immer dort zu schnatternden Figurklumpen zusammen, wo sich der Verkehr am effektivsten behindern läßt. Schon zwei Exemplare dieser Viertelhominiden sind durch ihre erratische, sich jeder Antizipation entziehende Fortbewegung in der Lage, eine Straße für andere Verkehrsteilnehmer unpassierbar zu machen. Läge die Wiege der Menschheit in Freiburg, wäre der homo sapiens noch heute unfähig, einen Stein aufzuheben.

Die so verpropfte Innenstadt wurde im letzten Weltkrieg zu Recht in Schutt und Asche gelegt, aber auf Geheiß der perfidesten Schergen des Dritten Reichs aus Rache wieder hochgezogen. Dieser Erzmoloch, in dem die Grundgemeinheit und abgründige Superkorruption Freiburgs dermaßen jenseits des Primatenhaften, ja ins nicht einmal mehr Animalische übergeigt ist, wird geprägt von Architekturverbrechen, die sich das Mutantenloch von minderbegabten Baubetrügern für viel Geld als Luftlagerhallen andrehen ließ und nach anhaltendem Spott umliegender Gemeinden verschämt als Universitätsbibliothek, Münster und Stadttheater ausgibt. Dazwischen werden manchmal Palmen auf das Kopfsteinpflaster gestellt, mit denen die Freiburger Affen anlocken, um mit ihnen ihren Nachwuchs zu zeugen. Die innenstädtische Niedertracht ist städtebaulich umzingelt von Siedlungskombinaten wie Landwasser und Haslach und Weingarten (kurz: HaWei), die aus nichts als Plattenbauten, babylonischer Sprachverwirrung und vollgerotzten Bushaltestellen bestehen.

Freiburgs Elite blüht als Schimmel auf diesem so breiten wie tiefen Bodensatz. Tageszeitungen oder urbane Kultur sind ebenso unbekannt wie Scham oder Anstand; lediglich eine korrupte und durch striktesten Inzest erbrütete Bande von komplett irren Scharlatanen schmiert ab und an Anzeigenblättchen zusammen oder hampelt unter lautem Geschrei vor bemalten Holzplatten herum. Die wenigen Freiburger, die durch das Programm von 9live rudimentäre Lese- und Schreibkenntnisse aufgeschnappt haben, nutzen diese zum einen, um aus ihren Psychosen Vulgärreligionen zur Vergötterung ihres naturgemäß schwindsüchtigen Egos zu machen. Das ließe sich ja noch als wenigstens bloß schwerst lächerliche Nichtigkeit unter den rasenden Abartigkeiten abtun, an denen diese gebatikte Kriminellenkolonie wahrlich nicht arm ist, wäre der Quatsch nicht mit einem impertinenten Missionierungseifer verbunden, der es dem aftergebildeten Freiburger unmöglich macht, auch nur einen Satz ohne Gebrauch der ersten Person Singular hervorzubringen. Diese lärmenden Paviane rotten sich in Freiburgs Zentrum zusammen, um zusammen mit Ortsfremden, die der nackte Wahnsinn hierhergeführt hat, Universität zu spielen.

Sommers krabbeln die wirklich nur sogenannten »Studenten« Freiburgs wie perverse Kakerlaken in den Sonnenschein hinaus und danken ihren nationalsozialistischen Ahnen dafür, 1938 die Synagoge zugunsten der angeblichen Liegewiese vor der Uni abgefackelt zu haben. Dort drehen sie dann mit hautkrebsroter Haut einander die Zecken aus den Körperfalten und saufen den Obdachlosen den pißwarmen Weißwein weg.

Sobald die angebliche Uni Freiburg ihrer dumpfen Kundschaft lange genug eine Ausbildung vorgegaukelt und sie gründlich ausgeplündert hat, werden die Unzurechnungsfähigsten als Akademiker ausgewürgt. Ist der Menschenhaß groß genug, die Konstitution aber unzureichend, um den Lebensunterhalt wie in Freiburg üblich als Schwerstverbrecher oder Menschenfresser zu bestreiten, wird die Ärztelaufbahn eingeschlagen, für die man hier nichts weiter können muß als Diplom und Bootsführerschein einrahmen.

Bis dahin trägt das Studentenpack seinen Teil zur Umweltverschmutzung bei, vorwiegend akustisch. Ob nun in der Mensa, wo ihnen ein sackdummes Geschwätz aus den Köpfen kommt, das die Dialoge in Seifenopern als nun doch ziemlich realistisch dastehen läßt, oder eben im vom Immohai angemieteten Eigenheim bei der Ausübung des „right to party“. Gegen die akustische Zwangsteilhabe an ihrem von jedem nicht nur semantischen Sinn freien, dafür umso aufdringlicheren Leben ist man durch keine noch so dicke Bücherwand gefeit. Auch wenn dieses Recht in keinem Mietvertrag der Welt vorkommt, läßt es sich diese Mafia der personifizierten Studentenklischees nicht nehmen, in einem Ausmaß zu „feiern“, daß man mit Fug fragen darf, wann die dazu kommen mal irgendetwas zu machen, was eine Feier auch rechtfertigen würde. Doch leider sind und bleiben sie von einem allgemeinen Phlegma geprägt, das sich in ohnehinniger politischer Lethargie äußert, die den bildungspolitischen Kadavergehorsam und das exzellenzfaschistoide Mitläufertum der universitären Lakaien schon wieder sympathisch macht. Regiert wird die Schweinepriesterkaste von einem lockigen Gnom namens Rektor Jäger, der eine akademische Kulisse hochgezüchtet hat, deren geistige Höchstleistungen etwa den Rang eines miserabel vorgetäuschten Orgasmus haben.

Nein, Pfui Teufel, wer auf der A5 oder im ICE nach Süden unterwegs ist, soll um Himmels Willen Gas geben und sitzenbleiben, bis die Stimme eines Schweizer Grenzbeamten davon kündet, daß man unversehrt an diesem Höllenkaff vorbeigekommen ist. Was einen diese Stadt kostet – eben nicht nur materiell! Und wenn man hier tatsächlich etwas bedeutungsvolles findet, dann nur um es wieder zu verlieren. „Tja, so ist das Leben“, hört man es aus Freiburgs Grinseschlund in die Bionade nuscheln. Nein, das ist nicht das Leben, das ist Scheiße, und daran ändern Feiern, Photovoltaik und Flipflops nicht das geringste, außer daß sie es noch unerträglicher machen. Die körperlichen und seelischen Verheerungen jedenfalls, die der Aufenthalt in diesem kopfsteingepflasterten Irrenhaus anrichtet, werden jedenfalls noch lange nachwirken.

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