Totenkopfschwadrone in Afghanistan

von Grohacke, 27.10.2006, 20:32 Uhr (Freiburger Zeitalter)

 

Nun, da die BILD-Zeitung die Fotos von Soldaten der Deutschen Bundeswehr bei der Schändung von Leichen und/oder deren Teilen in Afghanistan ins Bild gesetzt hat, sollten wir Deutsche uns an der von den USA angestrebten Vernichtung aller Moslems der Welt um so stärker beteiligen.

 

Das aber nur, um die Gedanken zu diesem Vorfall mit einer möglichst effektheischenden These zu beginnen. Zwar könnte Deutschland in Zukunft nun tatsächlich doch endlich auch mal was von der Action abbekommen, aber es bleibt zu hoffen, dass so ein Reichstag schwerer mit Flugzeugen zu treffen ist als so ein World Trade Center. Wenn nun aber doch irgendein so genannter Schläfer durch das Gebaren der deutschen Soldaten aufgeweckt genug sein sollte, um irgendwo ein bisschen Schwefel-Lost (1) in der Berliner U-Bahn entgasen zu lassen, dann gibt es nur einen einzigen Schuldigen, den ich weiter unten enthüllen werde.

Sind die Soldaten schuld, die dumm genug waren, sich bei ihren sicherlich kindischen und unvernünftigen Aktionen auch noch zu fotografieren? Ich meine nein. Denn man wird sie sicherlich nicht durch monatelanges Training auf politisch korrektes Verhalten in Afghanistan vorbereitet haben, und man hat sie sicherlich auch nicht aufgrund ihrer besonderen Feinfühligkeit und Pietät für den Einsatz ausgesucht. Und da beides sicherlich nicht der Fall war, haben sie sich so verhalten, wie das vermutlich sehr, sehr viele männliche Wesen unter vierzig und ein paar weniger weibliche beim Fund eines Totenschädels getan hätten: sie haben ein bisschen „Hamlet“ gespielt oder eben „Piraten der Karibik“ oder je nach Bildungsstand und Vorliebe eben. Dass sie sich dabei haben erwischen lassen, ist dumm, macht sie aber kaum zu den derart schlechten Menschen, wie sie nunmehr dargestellt werden, um auch ja ein paar Prügelknaben für die Sache zu haben.

Schädel

Spaß mit Schädeln, auch bei der NASA ein „alter Hut“.

 

Die Person, die vermutlich aus reinster Geldgier die Fotos an den Springer-Verlag schickte, ist in meinen Augen einfach nur eine bemitleidenswerte Kreatur. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Eine größere Sammlung vermeintlich gut ausgebildeter und denkender Menschen sitzt hingegen vermutlich in der Redaktion der besagten BILD-Zeitung. Diese dritte Station auf dem Weg der Fotos an die Öffentlichkeit wäre also theoretisch am meisten dazu befähigt gewesen, sich ihr Handeln reiflich zu überlegen. Der Soldat an sich ist dazu nicht ausgebildet und auch nicht veranlagt, sonst wäre er erst gar kein Soldat geworden. Wenn man also den Soldaten ächten will, dann meinethalben deswegen, weil er einer ist und weil einem das nicht in die persönliche Meinung passt. Ich selbst war bei der Bundeswehr, als man da noch lustig Däumchen drehen konnte, weil die Russen ja letzten Endes doch nie kamen. Daher weiß ich auch, dass einem die Bundeswehr nicht gerade täglich Schulungen im korrekten Umgang mit lebenden oder toten Bewohnern von Einsatzländern zukommen lässt.

Die Redakteure der BILD-Zeitung hingegen wussten genau was sie taten, als sie die Fotos veröffentlichten. Und wenn ich jetzt das Wort „Pressefreiheit“ oder gar „Erfüllung des Auftrages der Presse“ höre, dann platzt mir irgendwas ab. „Freiheit“ nämlich bedeutet, befähigt zu sein selbst zu entscheiden, was man tut, lässt oder anderes tut als man vielleicht aufgrund seines gewöhnlichen Verhaltens oder des gewöhnlichen Verhaltens anderer getan hätte. Bei den Redakteuren der BILD-Zeitung lag die größte Möglichkeit zur freien Wahl, was man denn nun mit solchen Informationen tun solle. Und wenn die BILD-Zeitung in ihrem volksfreundlichen Ton wirklich der Freund des Volkes wäre, dann hätte sie die Fotos nicht veröffentlicht. Genauso, wie sich jeder Einzelne überlegen wird, ob er oder sie einem Freund etwas erzählt, was diesem Freund schadet oder ihn gar – wie im vorliegenden Falle – noch zudem dem Angriff anderer aussetzt. Die zuständigen Behörden und Vorgesetzten der Soldaten hätte BILD informieren können und sich die Veröffentlichung dafür aufheben können, um damit zu drohen, wenn diese nicht strafend gegenüber den Leichenschändern tätig geworden wären.

 

Dies ist kein Plädoyer gegen die Pressefreiheit, keines für die Bundeswehr und keines für staatliche Kontrolle der Medien. Dies ist nur ein Plädoyer dafür, dass meine Mutter wohl doch Recht hatte, wenn bei einem Streit mit meinem kleinen Bruder fast immer ich Schuld war, weil ich nunmal der Vernünftigere sein sollte. Dies ist der Hinweis darauf, dass viele Menschen viele dumme Dinge tun, dass aber die dafür am meisten Haue verdient haben, deren Geist am weitesten darüber hätte stehen sollen. Oder liegt der Intellekt eines Springer-Redakteurs doch am Ende unterhalb dem eines Zeitsoldaten? Diesen Vergleich vergessen wir wieder, weil sich vermutlich alle Verglichenen beleidigt fühlen. Und an die Nasen fassen, bis sie blutet, sollte sich vor allem BILD.

 

(1) Schwefel-Lost ist eines der Gase aus den beiden Weltkriegen, relativ einfach herzustellen und verursacht nebst seiner akuten Wirkung vererbliche (!) Genschäden, an denen heute noch Menschen sterben. In den Medien wird das weitestgehend nicht behandelt (totgeschwiegen?), aber zwei entfernte Bekannte des Autors verstarben vor wenigen Jahren in ihren Zwanzigern an fiesesten Krebsleiden, weil ihr Opa (!!) eine Prise Schwefel-Lost abbekommen hatte.

Schreiben Sie einen Kommentar