Führer befiehl!

von Timotheus Schneidegger, 25.05.2006, 20:38 Uhr (Freiburger Zeitalter)

Der ZEIT-Verlag hat eine neue Ausgabe des ZEIT-Studienführers herausgegeben, bis zum Stehkragen vollgestopft mit vollkommen objektiven Informationen des „Centrums für Hochschulentwicklung“ (CHE), das dem Bertelsmannkonzern gehört. Es ist schon genug darüber geschrieben worden, was es mit dem Kapern von Begriffen auf sich hat. Zuerst hat die Textilmafia Ches Konterfei auf überteuerte Hemden gedruckt, mit denen sich revolutionäre Gesinnung und großzügiges Taschengeld simultan zur Schau stellen lässt. Dann trieb Bertelsmann die semantische Neubesetzung der drei Buchstaben noch weiter voran und unsere Kindeskinder werden sich in der Vorlesung „Die BRD im Umbruch – 1968 bis 1989“ fragen, warum man in den WGs von Rudi Dutschke und Gudrun Ensslin so auf Hochschulrankings abgefahren ist.

Nein, nein, das braucht nicht weiter besprochen oder erfragt zu werden, nur dieses: Was soll uns das Titelbild des aktuellen Studienführers der ZEIT sagen? Oder das des Stern-Pendants von 2004?

Daß Jungs panisch oder verträumt, jedenfalls irgendwie im unscharf fokussierten Rand oder Hintergrund herumlümmeln, während ihre ungleich attraktiveren Jahrgangskameradinnen voller Gewißheit in die Zukunft grinsen?

Vom crossmedialen Sexismus ins Abseits gedrängt bleibt dem Männchen nur ein Trost: Wer – zumindest nach dem Fachblatt für biologistische Sozialapologetik – den besseren Orientierungssinn hat, braucht auch keinen Studienführer.

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