Zur Lage der Nation – Ende April

von Timotheus Schneidegger, 30.04.2005, 22:37 Uhr (Freiburger Zeitalter)

 

Zwei Dinge, die in der zurückliegenden Woche wenigstens ein paar Gemüter bewegten, sind an dieser Stelle um der Nachwelt Willen festzuhalten.

 

Erstens, die Vollversammlung vom Donnerstag, die die neuen Freiburger Studentenproteste ab dem 1.Mai irgendwie ankündigte oder eröffnete und irgendwie doch nicht, also eher ein Vorgeplänkel darstellte, das die Volksmassen einmal darüber aufklärte, „Was war…“, danach darauf einschwor, „Was kommt…“. Das Resumee der bisherigen Protestaktionen konnte sich sehen lassen: Das Video von der „Jubeldemo“ wird hoffentlich irgendwann im „Internet“ zu finden sein und verspricht für die kommenden Proteste eine gesunde Note von kreativer Energie, wie wir unter Fachleuten sowas nennen. Den Jubeldemonstranten war anzumerken, wie wohl ihnen die ironische Affirmation dessen tat, was sie sonst nur erfolglos bekämpfen können, m.a.W. wie unheimlich angenehm es sein muß, auf der Seite derer zu stehen, denen die Hochschulpolitik des Landes BaWü zu Gute kommt.

Eine nachdenkliche Stimme erhielt auf der VV ebenfalls Gehör: Samuel Strehle wies in seiner kurzen Rede darauf hin, Zielgruppe der Proteste seien nicht eine machtlose Öffentlichkeit, sondern die verantwortlichen Politiker, und die würden sich vom Nichteinverständnis fröhlicher Studierender kein bißchen beeindruckt zeigen. Der realistische Ausblick auf die Aussichtslosigkeit auch der nächsten den Rahmen des Erlaubten achtenden Proteste sorgte für betretendes Schweigen im proppevollen Audimax; nur fünf Minuten später tobte frenetischer Jubel über die Nachricht, die Hamburger Kommilitonen würden die Besetzung ihrer Uni-Verwaltung fortsetzen, nachdem die mit fünf Wasserwerfern angerückte Polente einen Demonstranten ins Krankenhaus geknüppelt hatte.

Die hiesigen Proteste sollen ab dem 1.Mai unter dem Kampfnamen „Freiburger Frühling“, der der gleichen geschichtsverwirrten Namensgebung wie die „Montagsdemonstrationen“ gegen den vierten Hartz entspringt, stattfinden. Der Name ist immer besser als der ursprüngliche „summer of resistance“ und nomen muß ja nicht immer omen sein. –

 

Und mit diesem Stirnrunzeln über den deutschen Weltkrieg gegen die deutsche Sprache sei übergeleitet zum zweiten bedeutenden „happening“ dieser Tage, das freilich eine ganz andere Zielgruppe hatte als das Protestwesen: Die Absolventen-, neuerdings Zukunftsmesse heads and hands 2005 bot dieses Jahr zwei Tage lang Beratungs- und Anwerbeveranstaltungen für Hochschulabgänger in Mensa, Uni und career center. Einen Eindruck von dieser Veranstaltung verschafft dieser sauber recherchierte Artikel, den Sie bitte schnell und zügig lesen.

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